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Die DSW-Watchlist 2004
Das Jahr 2004 hat für die deutschen Aktionäre durchaus hoffnungsvoll begonnen: Die Kurse haben ihren Anstieg zwar nicht mit derselben Dynamik fortgesetzt, es kam aber auch zu keinem Absturz.
Teilnehmer:
Herr Dr. Malte Diesselhorst, Landesgeschäftsführer Berlin
Herr Ulrich Hocker, Hauptgeschäftsführer
Herr Jürgen Kurz, Pressesprecher
Das Jahr 2004 hat für die deutschen Aktionäre durchaus hoffnungsvoll begonnen: Die Kurse haben ihren Anstieg zwar nicht mit derselben Dynamik fortgesetzt, es kam aber auch zu keinem Absturz. Zudem deuten sich auf gesetzlicher Ebene Verbesserungen an: Vorstand und Aufsichtsrat sollen zukünftig stärker als bisher haften. Das sieht der Entwurf des Gesetzes zur Unternehmensintegrität und Modernisierung des Anfechtungsrechts (UMAG) vor, den Bundesjustizministerin Brigitte Zypries am 19. Januar vorstellte. Mit dem Entwurf setzt das Ministerium einen weiteren Punkt aus dem 10-Punkte-Katalog der Bundesregierung um. In Kraft treten soll das UMAG voraussichtlich zum Jahresbeginn 2005.
Der Wehrmutstropfen dabei: Es geht nur um die Innenhaftung, also um die Haftung von Vorstand und Aufsichtsrat gegenüber der Gesellschaft. Aktionärsminderheiten soll es erleichtert werden, Klagen gegen die Organe der Gesellschaft durchzusetzen. Dazu wird das notwendige Minderheitsquorum auf 1 Prozent des Grundkapitals oder 100.000 Euro Börsenwert herabgesetzt. Bisher lagen die Schwellenwerte bei 10 Prozent des Grundkapitals oder Aktien im Nennwert von 1 Millionen Euro. Eine direkte Haftung der Manager gegenüber den Aktionären soll mit dem UMAG nicht eingeführt werden. Kommt es aufgrund einer Klage zur Zahlung von Schadenersatz, geht das Geld an die Gesellschaft, nicht an die Aktionäre.
Die Außenhaftung, also der direkte Schadenersatzanspruch der Aktionäre gegen Vorstände oder Aufsichtsräte, bleibt somit weiter das Sorgenkind des deutschen Aktionärsschutzes. Nach wie vor haben die Anleger hier nur sehr stumpfe Schwerter in der Hand. Wir fordern den Gesetzgeber daher auf, das Thema endlich aktiv anzugehen und die Organhaftung auszuweiten.
Im Bereich der Anfechtungsklagen von Hauptversammlungsbeschlüssen sieht das UMAG sogar Einschränkungen der Aktionärsrechte vor. Ein gerichtliches Eilverfahren soll missbräuchliche Anfechtungsklagen unterbinden. Das jeweils zuständige Landgericht kann binnen drei Monaten entscheiden, dass der Beschluss trotz Klagen ins Handelsregister eingetragen werden darf. Dies wird aber nur für Kapitalmaßnahmen gelten, wo die Gefahr einer Lähmung des Unternehmens durch eine Anfechtung besonders groß ist.
Was die Kursentwicklung angeht, können wir mit dem Jahr 2003 und auch mit dem Beginn des laufenden Jahres zufrieden sein. Insbesondere, wenn man sich die Historie vergegenwärtigt. Im März 2000 war es vorbei mit der Aktienhausse. Die Kurse kippten auf breiter Front ab. Der Anschlag vom 11. September 2000 gab dann endgültig die Richtung vor. Der Deutsche Aktienindex DAX fiel von einem Allzeithoch von 8136 Punkten bis zum März 2003 um rund 70 Prozent auf unter 2200 Punkte. Manche sahen schon die 1000 Punkte-Marke in Sicht, mit der der Index fast genau 15 Jahre zuvor, im Juli 1988, gestartet war.
Die entscheidenden Nachrichten des Börsenjahres 2003:
· 24.02.: Ahold-Bilanzfälschungen werden bekannt
· Feb./März: Sars belastet die Weltwirtschaft
· 20.03.: Dritter Golfkrieg beginnt
· 09.04.: US-Truppen in Bagdad
· 06.06.: Oracle im Übernahmekampf um Peoplesoft
· 25.10.: Yukos-Chef Chodorkowski wird verhaftet
· 13.12.: Festnahme von Saddam Hussein
· 18.12.: Bilanzfälschungen bei Parmalat werden bekannt
Im März 2003 drehte sich dann die Stimmung. Start der Rally war der Beginn des Irak-Krieges. Damit war die lähmende Ungewissheit, wie sich der Konflikt im Nahen Osten entwickeln würde, endgültig beseitigt. Das schnelle Kriegsende tat ein Übriges. Die Hausse konnte beginnen, wenn sie auch Anfangs am Großteil der privaten Anleger vorbeilief. Der DAX stieg bis zum Jahresende 2003 auf 3965 Punkte. Die 4000er-Marke knackte der Index dann Anfang Januar 2004.
Die Performance der Aktienmärkte von März bis Dezember 2003 beruhte aber nicht nur auf dem psychologischen Effekt des schnellen US-Erfolges im Irak-Krieg. Es gab auch fundamental deutliche Zeichen, die für einen Aufschwung an den Börsen sprachen. Als erstes ist die im ersten Halbjahr 2003 aufkommende Deflationsangst zu nennen. Das drückte Geldmarkt- und Kapitalmarktzinsen auf ein historisches Tief, was zur Folge hatte, dass große Mengen an Liquidität nach einer rentablen Anlagealternative suchten. Die Aktie kam wieder ins Gespräch. Zweiter wichtiger Grund war die konjunkturelle Erholungstendenz in den USA, die nach und nach auf andere Volkswirtschaften übergriff. Damit war das Comeback der Aktie nicht mehr aufzuhalten.
In den letzten Monaten hat sich aber auch gezeigt, dass einige Anleger schnell vergessen. Die Performance von Technologiebörsen wie der US-amerikanischen Nasdaq oder auch dem deutschen Neue-Markt-Nachfolger TecDax gibt bereits wieder Anlass zur Sorge. Werte wie ebay, yahoo oder auch Amazon haben schon Bewertungsniveaus erreicht, die von denen des Jahres 2000 nicht mehr weit entfernt sind.
Nun aber zur anderen Seite der Medaille, zu den Aktiengesellschaften, deren Anleger von einer Überhitzung der Kurse nur träumen können. Erneut hat die DSW (Deutsche Schutzvereinigung für Wertpapierbesitz) die 50 größten Kapitalvernichter unter den deutschen Aktiengesellschaften zusammengestellt. Erstellt haben wir die Liste gemeinsam mit der Zeitschrift WERTPAPIER. Aufgrund der Neusegmentierung der Börse haben wir unsere Untersuchung auf die 391 Aktiengesellschaften beschränkt, die im sogenannten Prime-Standard notiert sind. Schließlich sind es diese Unternehmen, die im Fokus der Anleger stehen. Aktiengesellschaften, die sich im General Standard finden, also die Transparenzanforderungen des Prime Standards nicht erfüllen, sind aus unserer Sicht für eine Anlage nicht empfehlenswert. Die Vergleichbarkeit zur Vorjahreserhebung ist damit nur teilweise gegeben, da einige Unternehmen nicht mehr in der Wertung sind. Zudem haben wir letztes Jahr noch eine Extra-Liste für den Neuen Markt veröffentlicht, die in diesem Jahr wegfällt.
Die Rangliste untersucht die Kursentwicklung der getesteten Standardtitel über drei verschiedene Zeiträume: Fünf Jahre, drei Jahre und ein Jahr. Grundlage für die Messung ist der Schlusskurs des letzten Handelstages im entsprechenden Jahr. Die erzielte Performance fließt anschließend mit festgelegten Gewichten in die Gesamtnote des Unternehmens ein.
5-Jahres-Performance: 50 Prozent
3-Jahres-Performance: 30 Prozent
1-Jahres-Performance: 20 Prozent
In den hinteren Spalten der Liste lassen sich die Ergebnisse der Unternehmen im vergangenen Jahr ablesen, wenn sie denn schon in einer unserer Listen aufgetaucht sind.
An der Spitze der DSW-Watchlist, von Gewinner zu sprechen wäre sicher verfehlt, liegt die im M-DAX notierte Beteiligungs- und Immobiliengesellschaft WCM AG. Den höchsten Verlust machten die Aktionäre, die Ende 2002 Papiere der WCM kauften. Aus 10.000 Euro wurden 4.200, obwohl ab März 2003 die Kurse auf breiter Front nach oben gingen.
Damit stellt WCM aber noch nicht das schlechteste Ergebnis im Ein-Jahresvergleich. Das bleibt der Plambeck AG, Nummer Zwei auf der DSW-Watchlist, vorbehalten. 61,6 Prozent des eingesetzten Kapitals vernichtete die vorwiegend mit der Planung von Windparks befasste Gesellschaft im Jahr 2003. Auf dem Bronzeplatz der Liste folgt ein ehemaliger Star des Neuen Marktes: Die Intershop AG. Bei diesem Unternehmen schlägt die Tatsache zu Buche, dass die Drei-Jahres- und Fünf-Jahresvergleiche stärker gewichtet werden. 74,6 Prozent verloren Anleger, die Ende 2000 bei dem Software-Unternehmen eingestiegen sind. Damit markiert Intershop in diesem Zeitraum den absoluten Tiefpunkt. 42,2 Prozent verloren diejenigen, die ihr Geld vor fünf Jahren investiert hatten. Schlechter waren da nur noch Computec Media (Platz 13) mit 43,5 Prozent und EM.TV (Platz 5) mit 46,6 Prozent.
Leider hat sich die Zahl der DAX-Unternehmen, die sich in der Watchlist befinden, im Vergleich zum Vorjahr von drei auf sechs verdoppelt. Immerhin konnte sich die Commerzbank, die im letzten Jahr auf Platz 32 schlechtestes DAX-Unternehmen war, aus der Liste verabschieden. Diesmal hat die Allianz auf Platz 28 diese zweifelhafte Ehre.
Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit.