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DSW-Dividendenuntersuchung 2007
Um insgesamt 19 Prozent schraubten die 1023 analysierten Gesellschaften die Dividendenüberweisungen an ihre Anteilseigner nach oben. Das bedeutet gegenüber den Zahlungen für das Geschäftsjahr 2005 ein Plus von rund 5,7 Milliarden Euro. Insgesamt stieg die Ausschüttung von 29,6 Milliarden Euro für das Geschäftsjahr 2005 auf 35,3 Milliarden Euro für das Geschäftsjahr 2006.
Teilnehmer:
Ulrich Hocker, Hauptgeschäftsführer
Herbert Hansen, DSW-Dividendenexperte
Jürgen Kurz, Pressesprecher
Es gilt das gesprochene Wort
Wer Aktien kauft, erwirbt damit Unternehmensanteile. Der Investor wird also zum Miteigentümer einer Aktiengesellschaft. Da ist es nur allzu verständlich, dass im Gegenzug eine Gewinnbeteiligung in Form einer Dividendenzahlung eingefordert wird. Neben Kursgewinnen, die kaum prognostizierbar sind, stellen Dividenden schließlich den konstanteren, leichter planbaren Teil einer Aktienanlage dar.
Vor diesem Hintergrund sollten gerade Anleger, die erst am Beginn ihrer Aktionärskarriere stehen, Anteilsscheine von substanzstarken Unternehmen in ihr Depot legen, die sich schon in der Vergangenheit als gute Dividendenzahler bewährt haben. Die Betonung liegt hier allerdings auf dem Wort „substanzstark“. Schließlich ist die Ausschüttung einer hohen Dividende nicht immer gleichzusetzen mit einem nachhaltig erfolgreichen operativen Geschäft.
Überdacht werden muss diese Strategie allerdings ab dem 1. Januar 2009. Ab dann greift aller Voraussicht nach die unsägliche Abgeltungssteuer auf Kapitalerträge. Damit wird sich – neben sehr vielen anderen Grausamkeiten für die Sparer – die Steuerlast auf Gewinnausschüttungen dramatisch erhöhen. Haben die Politiker in ihrer unendlichen Weisheit doch beschlossen, das so genannte Halbeinkünfteverfahren ab dem 1. Januar 2009 ersatzlos zu streichen. Auch wenn ich weiß, dass die meisten von ihnen das Thema schon zur genüge kennen, kann ich doch nicht umhin, noch ein paar Worte dazu zu sagen.
Aktuell unterliegen Dividendenzahlungen nicht voll sondern nur hälftig der Besteuerung. Was zunächst wie eine Bevorzugung klingt, ist in Wirklichkeit nichts anderes als eine abgemilderte Doppelbesteuerung der Unternehmensgewinne. Zunächst kassiert der Fiskus mit der Körperschaftssteuer auf Unternehmensebene. Dann greift der Staat auf Ebene des Anlegers auf das bereits versteuerte Geld nochmals zu. Um dieses doppelte Abkassieren etwas abzumildern, verfiel man auf die Lösung der hälftigen Besteuerung.
Nun wird die volle Doppelbesteuerung eingeführt. Zudem wird mit diesem Schritt die steuerliche Diskriminierung von Dividendenzahlungen gegenüber Zinseinkünften noch weiter verschärft. Unterliegen Letztere doch keinerlei steuerlicher Vorbelastung.
Für die Sparer hat diese Veränderung gravierende Auswirkungen. So muss ein Anleger mit einem Steuersatz von 30 Prozent, was einem zu versteuernden Einkommen von 66.000 Euro bei Singles oder 132.000 Euro bei Ehepaaren entspricht, zukünftig rund 66 Prozent mehr an den Fiskus überweisen.
Geltendes Recht | |
---|---|
Dividendenzahlung: | 1.000 Euro |
davon steuerfrei: | 500 Euro |
zu versteuern: | 500 Euro |
Steuerlast 30%: | 150 Euro |
Soli-Zuschlag 5,5%: | 8,30 Euro |
Gesamtsteuer: | 158,30 Euro |
Neues Recht | |
---|---|
Dividendenzahlung: | 1.000 Euro |
Abgeltungssteuer 25%: | 250 Euro |
Soli-Zuschlag 5,5%: | 13,75 Euro |
Gesamtsteuer: | 263,75 Euro |
Anleger mit Steuersätzen, die unter 25 Prozent liegen, müssen sogar eine glatte Verdopplung ihrer Steuerlast hinnehmen.
Vor diesem wenig erfreulichen Hintergrund, könnten Dividendenwerte ab dem 1. Januar 2009 an Attraktivität verlieren. Dabei steigen die Gewinnausschüttungen kontinuierlich an. Nach der Rekorddividende des vergangenen Jahres, folgte in diesem Jahr gleich die Nächste.
Um insgesamt 19 Prozent schraubten die 1023 analysierten Gesellschaften die Dividendenüberweisungen an ihre Anteilseigner nach oben. Das bedeutet gegenüber den Zahlungen für das Geschäftsjahr 2005 ein Plus von rund 5,7 Milliarden Euro. Insgesamt stieg die Ausschüttung von 29,6 Milliarden Euro für das Geschäftsjahr 2005 auf 35,3 Milliarden Euro für das Geschäftsjahr 2006. der Löwenanteil dieser Summe kam erneut von den im DAX30 notierten Aktiengesellschaften. 27,9 Milliarden Euro stammen von den deutschen Blue Chips – zumindest von 28 der 30. Der Reisekonzern TUI blieb seinen Anteilseignern ebenso eine Gewinnausschüttung schuldig wie Infineon.
Grund für die wachsenden Ausschüttungen an die Aktionäre ist dabei nicht nur die gute wirtschaftliche Lage der Unternehmen, sondern auch die veränderte, internationalere Aktionärsstruktur. So drängen vor allem US-Investmentgesellschaften und Pensionsfonds auf hohe Dividenden.
Im Durchschnitt überwiesen die DAX30-Gesellschaften im laufenden Jahr 41 Prozent ihres Gewinns an die Aktionäre. Das ist zwar mehr als im vergangenen Jahr – da hatte die Quote bei gut 37 Prozent gelegen –, aber auch mit diesem verbesserten Wert schneiden die deutschen Unternehmen im europäischen Vergleich nicht sonderlich gut ab. Hier liegt die durchschnittliche Ausschüttungsquote bei rund 50 Prozent. Es gibt also noch jede Menge Luft für weitere Dividendensteigerungen bei deutschen Aktiengesellschaften.
Mit Abstand den höchsten absoluten Betrag schüttete die Deutsche Telekom aus. Gut 3,5 Milliarden Euro Schmerzensgeld – und anders kann die Dividende beim Blick auf den Kursverlauf wohl kaum genannt werden – flossen an die leidgeprüften Aktionäre des ehemaligen Staatskonzerns. 2,4 Milliarden Euro reichte der Energiekonzern EON an seine Anteilseigner weiter. Über 1,9 Milliarden Euro konnten sich die Investoren freuen, die zum Zeitpunkt der Hauptversammlung Aktien der Deutschen Bank im Depot hatten.
Neben der nach wie vor zu geringen Ausschüttungsquote bleibt auch die große Zahl an Gesellschaften die keine Dividenden ausschütten ein Ärgernis. Wie schon im letzten Jahr, blieben 60 Prozent der analysierten Unternehmen ihren Aktionären eine Ausschüttung schuldig.
Nun aber zur ausführlichen Analyse der für das Geschäftsjahr 2006 an die Aktionäre überwiesenen Dividendenzahlungen. Hierzu übergebe ich das Wort an Herrn Hansen, der diese Untersuchung durchgeführt hat.
Vielen Dank Herr Hocker.
Bis Mitte 2007 konnten die Dividendenbeschlüsse beziehungsweise – ankündigungen von insgesamt 1023 börsennotierten Gesellschaften für das abgelaufene Geschäftsjahr ausgewertet werden. Diese Unternehmen verfügen über ein Grundkapital von 75,7 Milliarden Euro. Die durchschnittliche Gewinnausschüttung an die Aktionäre betrug je Anteilsschein im Nennwert von 1 Euro 0,47 Euro. Im Vorjahr lag der Wert bei 0,37 Euro. Der Anstieg der Durchschnittsdividende um 270Prozent ist auf eine teilweise deutliche Verbesserung der Ertragslage zurückzuführen.
Die Erhöhung ist allerdings in erster Linie den 30 im DAX notierten Unternehmen zu verdanken. Von der gesamten Dividendensumme von 35,3 Milliarden Euro wurden 79 Prozent, das entspricht 27,9 Milliarden Euro, von den 30 deutschen Blue-Chips ausgeschüttet.
Einen gegenüber dem Vorjahr unveränderten Dividendensatz zahlten 222 der insgesamt erfassten AGs, das entspricht 22 Prozent. Die Ausschüttung erhöhen konnten immerhin 161 der Unternehmen (16 Prozent). 31 davon nahmen die Dividendenzahlung nach einer Nullrunde im Vorjahr jetzt wieder auf. 34 Gesellschaften (3 Prozent) kürzten die Dividende. Zehn davon, die im Vorjahr noch eine Dividende ausgeschüttet hatten, blieben für das Geschäftsjahr 2006 dividendenlos.
Zu den 605 Aktiengesellschaften, die seit mindestens zwei Jahren oder länger keine Dividenden ausgeschüttet haben, kommen nun also jene 10 Unternehmen hinzu, die für das Geschäftsjahr 2006 die Gewinnausschüttung streichen mussten. Damit blieben für das Geschäftsjahr 2006 also 615 Unternehmen ihren Anteilseignern eine Dividende schuldig. Das entspricht traurigen 60 Prozent aller analysierten Gesellschaften.
Ganz anders sieht es bei den meisten DAX30-Unternehmen aus. Mit einem Anteil von 53 Prozent am Grundkapital und 79 Prozent an der Dividendensumme aller einbezogenen AGs besitzen diese Gesellschaften eine herausragende Bedeutung.
Die Gewinnausschüttung dieser AGs erreichte mit 27, 9 Milliarden Euro (Vorjahr 21,1 Milliarden Euro) den bisher höchsten Stand, der jemals an die Aktionäre ausgeschüttet wurde. Der Zuwachs der Dividendenzahlungen um 32 Prozent gegenüber dem Vorjahr ist beträchtlich. Zwar trug die Sonderzahlung der Altana AG aufgrund des Verkaufs der Pharmasparte zu der hohen Ausschüttungssumme bei, aber in den Ergebnissen des Vorjahres hatte ebenfalls eine hohe Sonderzahlung – damals war es die EON AG – ihren Niederschlag gefunden.
Von den 30 DAX-Gesellschaften konnten allein 25 die Gewinnausschüttung anheben. DaimlerChrysler und die Deutsche Telekom ließen die Dividende gegenüber dem Vorjahr unverändert. Nach dem Fortfall der Sonderzahlung bei der EON AG erfolgte dort eine Kürzung der Ausschüttung. Die TUI AG blieb ihren Aktionären in diesem Jahr eine Dividende schuldig. Gleiches gilt für die Infineon AG, die, genau wie in den vergangenen Jahren, erneut keine Dividende zahlte.
Auf die aus den Indices MDax, SDax und TecDax einbezogenen 118 Gesellschaften entfielen 16 Prozent des Grundkapitals und 10 Prozent der Dividendensumme. Die restlichen 875 Unternehmen stellten einen Anteil am Grundkapital von 47 Prozent. Ihr Anteil an der Dividendensumme betrug 21 Prozent.
Die Ausschüttungen im MDax gingen um 11 Prozent zurück. In diesem Segment standen einer Kürzung und zwei Dividendenausfällen zwar 17 Anhebungen und 5 Wiederaufnahmen der Gewinnausschüttung gegenüber, aber die Kürzung betraf den Flugzeug- und Rüstungskonzern EADS, der im letzten Jahr einen großen Teil zur gesamten Dividendensumme dieses Segments beigetragen hat.
Im SDax konnten von insgesamt 50 Gesellschaften 45 erfasst werden. Bei diesen erhöhte die Gewinnausschüttung sich um 44 Prozent.
Die Ertragskraft der TecDax-Gesellschaften ist noch verhältnismäßig gering. Von insgesamt 30 TecDax-Unternehmen konnten 23 in die Auswertung einbezogen werden, von denen 11 seit mindestens 2 Jahren dividendenlos geblieben sind.
Aus den Marktsegmenten Prime Standard, General Standard und Entry Standard sowie von den sonstigen börsennotierten Unternehmen wurden zusammen 875 Gesellschaften in die Bewertung einbezogen. Das sind 85 Prozent der insgesamt erfassten Unternehmen. Ihr Anteil am Grundkapital betrug 31 Prozent, ihr Anteil an der Dividendensumme lag gerade einmal bei 11 Prozent.
Unter den erfassten Gesellschaften befanden sich auch 94 Unternehmen, bei denen das Insolvenzverfahren eröffnet oder beantragt war. Es wäre zu begrüßen, wenn künftig Anforderungen für die Börsenzulassung sorgfältiger geprüft würden. Wer sich am Aktienmarkt engagiert, erwartet einen angemessenen Ertrag. Wenn von 1023 Unternehmen im Geschäftsjahr 2006 bereits 615 ohne Gewinnausschüttung blieben, und das oft seit dem Börsengang, so sollte das Anlass sein, die Anleger künftig besser vor dividendenlosen Gesellschaften zu schützen. Dividendenausfälle hat es immer gegeben. Sie sind jedoch in den letzten Jahren auf einen viel zu hohen Anteil gestiegen.