Investmentclubs in Deutschland

Seit Jahren haben die privaten Investmentclubs massive Schwierigkeiten, Depotbanken zu finden. In den letzten Monaten hat sich die Situation nochmals deutlich zugespitzt. Etliche Kreditinstitute kündigten bestehende Depots mit der Begründung, der Aufwand sei für sie zu groß. Bisher sind schon rund 3.500 Clubs hiervon betroffen.

Investmentclubs in Deutschland

 

Teilnehmer:

Karl-Martin im Brahm, Vorstandsmitglied SBroker

Thomas Gesing, Vorstandsvorsitzender SBroker

Ulrich Hocker, DSW-Hauptgeschäftsführer

Jürgen Kurz, DSW-Pressesprecher

 

Es gilt das gesprochene Wort 

 

Bereits 1898, also vor immerhin schon 109 Jahren, wurde der erste Investmentclub der Welt von einem texanischen Farmer namens Jack Brooks in den USA gegründet.

Dieser Mr. Brooks hatte frühzeitig erkannt, dass die Industrie gegenüber der Landwirtschaft stärker wachsen würde und sah daher größere Chancen in Investitionen an der Börse als im Kauf von Saatgut. Da er alleine zu kapitalschwach war, mobilisierte er Freunde und Nachbarn, um mit ihnen gemeinsam anzulegen. Dies war die Geburtsstunde einer Idee, die um die Welt ging.

1963 importierte die DSW die Investmentclub-Idee nach Deutschland. Seitdem ist die Schutzvereinigung auch Dachverband der deutschen Clubs.

Die Vorteile des Zusammenschlusses zu einem Investmentclub für die beteiligten Privatanleger liegen auf der Hand:

  • Risikostreuung ohne Einsatz größeren Kapitals
  • Breiter Informationspool
  • Weitgehende Ausschaltung spontaner, emotionaler Entscheidungen
  • Gesellschaftliche Aktivität

Gekennzeichnet sind private Investmentclubs durch folgende Kriterien:

  • Es handelt sich um einen Zusammenschluss mehrer Privatanleger zum Zweck des gemeinsamen Wertpapiersparens.
  • Die Rechtsform ist in der Regel die Gesellschaft bürgerlichen Rechts (GbR), die auf einem Gesellschaftsvertrag basiert. Einen entsprechenden Mustervertrag, der alle rechtlichen Vorschriften beachtet, steht für interessierte Anleger auf der Homepage der DSW (www.dsw-info.de) zum Download bereit.
  • Zudem haben in einem privaten Investmentclub alle Gesellschafter bei allen Entscheidungen ein Mitspracherecht.

Letztendlich ist ein Investmentclub also eine Art privater Fonds, in den die Mitglieder regelmäßig Kapital einzahlen, das dann gemeinsam in Aktien oder andere Anlageformen investiert wird. Im Gegensatz zu einer Vermögensverwaltung oder einem Investmentfonds werden sämtliche Anlageentscheidungen in dem Investmentclub aber gemeinsam von allen Mitgliedern entwickelt und auch getragen.

Die Börsenaufsicht BaFin hat noch einige weitere Kriterien definiert, die von den Clubs eingehalten werden müssen, um nicht als zulassungspflichtige Portfolioverwaltung zu gelten:

  • Danach darf die Mitgliederzahl des Investmentclubs nicht über 50 Personen hinausgehen.
  • Die Einlage darf 500.000 Euro nicht überschreiten. Der Depotwert darf natürlich höher liegen.
  • Die Geschäftsführung – so denn eine eingesetzt wurde – darf für ihre Tätigkeit keine Gebühr bekommen.

Wenn eines dieser Kriterien durchbrochen wird, wird der betreffende Investmentclub seitens der BaFin als gewerblich eingestuft, was zur Folge hat, dass Gewerbesteuer anfällt.

Mit dem Aktienboom in der zweiten Hälfte der neunziger Jahre stieg die Zahl der privaten Investmentclubs hierzulande kräftig an. Waren es Ende 1997 nur rund 3.850, lag die Zahl im Jahr 2000 schon bei 6.230. Doch anders als bei den nicht organisierten Privatanlegern hat sich die Zahl der Clubs in den schlechten Börsenjahren 2001, 2002 und 2003 nicht etwa dramatisch reduziert, sondern stabilisiert und dann sogar noch ein wenig erhöht. Heute bestehen rund 7.000 solcher Investmentclubs in Deutschland und ihre Zahl steigt weiter an. Diese positive Entwicklung zeigt, wie zukunftsträchtig die 1963 von der DSW nach Deutschland importierte Idee nach wie vor ist.  

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Übrigens sind von den rund 7.000 Investmentclubs mittlerweile gut 350 reine Frauenclubs.

http://www.dsw-info.alpha.zellwerk.com/

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Das durchschnittliche Depotvolumen der Investmentclubs schwankte in den letzten 10 Jahren selbstverständlich mit dem Auf und Ab an den Börsen. Allerdings war der Vermögensverlust in den Depots der Investmentclubs in den Jahren 2000 bis 2002 nicht so intensiv, wie teilweise bei vielen Einzelanlegern. Heute bewegt sich das durchschnittliche Depotvolumen eines Investmentclubs bei rund 210.000 Euro. Nicht vergessen werden darf bei den Zahlen, dass die einzelnen Clubs nur schwer vergleichbar sind. Von der Systematik her verfügt ein Club, der schon sehr lange besteht, tendenziell über ein höheres Eigenkapital, als ein Club der noch relativ jung ist.

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Doch das heute hier vermittelte Bild wäre nicht komplett, wenn wir nur über die positiven Seiten im Zusammenhang mit dem Thema Investmentclub berichten würden.

Seit Jahren haben die privaten Investmentclubs massive Schwierigkeiten, Depotbanken zu finden. In den letzten Monaten hat sich die Situation nochmals deutlich zugespitzt. Etliche Kreditinstitute kündigten bestehende Depots mit der Begründung, der Aufwand sei für sie zu groß. Bisher sind schon rund 3.500 Clubs hiervon betroffen. Besonders aktiv in der Rausschmeißerszene sind Consors, Citibank und die DAB-Bank. Die Institute, die so agieren, verkennen dabei völlig das große Kundenpotenzial, das ihnen die Clubs bieten.

Für die Investmentclubs hat diese Marschroute dramatische Folgen, können sie doch ohne Bankverbindung weder Aktien kaufen noch verkaufen. Und eine neue Bank zu finden, schien lange nahezu aussichtslos. Damit stand die Idee der Investmentclubs – nach über 40 Jahren erfolgreicher Geschichte in Deutschland – kurz vor dem endgültigen Aus. Schließlich können die Investmentclubs nur dann weiter existieren, wenn sie eine Handelsmöglichkeit haben.

Entsprechend groß ist die Empörung bei den Mitgliedern der Investmentclubs. Die DSW wurde in den letzten Monaten mit Anfragen zu diesem Thema regelrecht bombardiert. Deshalb freue wir uns umso mehr, dass wir Ihnen heute eine Lösung für die Clubs vorstellen können, die die DSW gemeinsam mit dem Sparkassen Broker SBroker entwickelt hat.

Weitere Informationen hierzu erhalten Sie hier: IC_Pressekonferenz_SBroker.pdf