DSW-FOMdips: Dividendenuntersuchung 2011

Wie hoch sind die Dividendenausschüttungen für das abgelaufene Geschäftsjahr? Wurde die Dividende verdient? Welches Bild zeigt sich quer durch die Indizes im Prime Standard? Die Antworten finden Sie in der aktuellen Dividendenstudie 2011 von DSW und FOMdips.

Teilnehmer:

Prof. Dr. Eric Frère, Direktor FOMdips

Ulrich Hocker, Hauptgeschäftsführer der DSW

Marco Cabras, Pressesprecher der DSW

 

Es gilt das gesprochene Wort

 

(Redner: Ulrich Hocker)

Meine Damen und Herren,

breiter Aufschwung, sprudelnde Gewinne, weniger Arbeitslose und auch steigende Aktienkurse. Ein kurzer Blick auf die Schlagzeilen der vergangenen Monate reicht aus, um zu wissen, dass sich der Zustand der Wirtschaft und der Unternehmen gegenüber den Vorjahr außerordentlich stark verbessert hat. Kein Zweifel: Die Finanzkrise und die damit einhergehende Schwächephase der Wirtschaft ist heute überwunden. Die börsennotierten Unternehmen, für die wir als Deutsche Schutzvereinigung für Wertpapierbesitz heute hier sprechen können, sind gestärkt aus der Schwächeperiode hervorgegangen und aktuell sehr gut aufgestellt.

Dies zeigt sich natürlich auch in Gewinnen und den Dividenden. Zwei Jahre lang mussten die Aktionäre nicht nur mit sinkenden Aktienkursen und Buchverlusten in den eigenen Depots klarkommen, sondern bekamen von den Unternehmen auch bei der Dividende größtenteils nur Magerkost serviert.

Aber diese Zeiten sind nun glücklicherweise vorbei: Erstmals seit dem Geschäftsjahr 2008 sind die Gewinnbeteiligungen der Unternehmen im gesamten Prime-Standard-Segment der Deutschen Börse wieder auf breiter Front gestiegen. Dies ist nach unserer Ansicht ein weiteres klares Signal, dass wir die Krise in Höchstgeschwindigkeit hinter uns gelassen haben und positiv in die Zukunft schauen können.

Aber dies ist nicht der einzige Grund, weshalb wir die aktuelle Entwicklung der Dividenden so positiv sehen. Entscheidend ist für uns vielmehr auch, dass die Aktionäre wieder in deutlich wünschenswerterem Umfang am Gewinn der Unternehmen beteiligt werden. Unser grundsätzliches Postulat gilt unverändert: Wir fordern, dass generell rund 50 Prozent der Überschüsse eines Unternehmens an die Aktionäre weitergereicht werden. Diese Quote ist natürlich nicht feststehend. Es muss immer auch der Einzelfall betrachtet werden. So sind wird bei Unternehmen in stürmischen Wachstumsperioden insbesondere aus dem High-Tech-Bereich durchaus damit einverstanden, wenn es über einen begrenzten Zeitraum nur 20-30 Prozent oder Ausschüttung gibt.

Aber dennoch ist es eine wirklich erfreuliche Entwicklung, dass die Dividenden für das Geschäftsjahr 2010 wieder deutlich näher an unsere Forderung herankommen.

Bevor mein Podiumskollege Professor Dr. Eric Frère, den ich an dieser Stelle herzlich begrüße, Ihnen gleich die Ergebnisse unserer Dividendenstudie in allen Einzelheiten näherbringen wird, möchte ich noch auf einen anderen für uns besonders entscheidenden Faktor eingehen:

Trotz aller positiven Nachrichten, die wie eingangs besprochen derzeit auf uns einrieseln, wäre es natürlich vermessen zu glauben, dass diese Freude länger ungetrübt bleiben wird. Im Gegenteil: Unsicherheiten und drohende neue Sorgen sind an allen Ecken und Enden zu beobachten. Griechenland und die Schieflage andere Eurostaaten, die mögliche Überhitzung der asiatischen Wachstumsregionen sind nur einige Negativszenarien, die im Raum stehen.

Noch konkreter ist aus heutiger Sicht die Gefahr von steigenden Inflationsraten. Die Vorboten dieser Entwicklung sind bereits zu sehen. Auch die Zinserhöhung der EZB spricht hier eine deutliche Sprache.

Es ist ganz klar, dass der Fokus der Anleger trotz der guten Lage angesichts solcher Gefahren weiterhin auf der Vermeidung von Risiken liegen wird. Dies geht, wie wir in einer Studie in Zusammenarbeit mit dem Institut für Vermögensaufbau (IVA) in München vor einiger Zeit sehr deutlich gemacht haben, aber nicht, indem man bei seinen Investments vollständig auf so genannte vermeintlich risikolose Papiere setzt. Tages- und Festgelder oder Sichteinlagen sind gerade in Zeiten steigender Inflation genau das Gegenteil von risikolos. Sie sind auf lange Sicht der „sichere Weg zum Verlust".

Stattdessen ist die derzeitige Situation ein wirklich starkes Plädoyer für ein Investment in Aktien. Denn wer eine solche unternehmerische Beteiligung eingeht, der investiert sozusagen in einen „lebendigen Organismus", der in der Lage ist, inflationäre Entwicklung durch Gegenmaßnahmen, wie zum Beispiel Preiserhöhungen, vollständig aufzufangen.

Die Aktie ist ein sehr wirksamer Inflationsschutz. Und die Dividende als jährlich gezahlte Gewinnbeteiligung ist der entscheidende und notwendige Risikopuffer, den Privatanleger benötigen.

Historisch betrachtet wird ein Drittel des Gesamtertrags mit dieser jährlichen Abschlagszahlung erzielt. Die beruhigende Wirkung eines solchen Puffers kann man gar nicht hoch genug einschätzen.

Meine Damen und Herren,

genug der theoretischen Vorrede. Lassen Sie uns einen Blick darauf werfen, wie es um die Dividendenpolitik deutscher Unternehmen bestellt ist. Seit mehr als einem Jahrzehnt analysieren wir, wie gut und wie kontinuierlich die AGs ihre Anteilseigner entlohnen.

Wie hoch sind die Ausschüttungen für das abgelaufene Geschäftsjahr? Und: Wurde die Dividende verdient? Welches Bild zeigt sich quer durch die Indizes im Prime Standard – dem Qualitätssegement der Deutschen Börse? Diesen Fragen sind wir auch in diesem Jahr gemeinsam mit dem dips (Deutschen Institut für Portfoliostrategien) an der Fachhochschule für Ökonomie und Management (FOM) auf den Grund gegangen. Das Ergebnis ist unsere „Dividendenstudie 2011".

Insgesamt haben wir darin die Ausschüttungspolitik von 334 Emittenten des so genannten Prime Standards, also des Qualitätssegmentes der Deutschen Börse hier in Frankfurt, eingehend analysiert. Darunter fallen sowohl die Indizes der DAX-Familie, also DAX, MDAX, TecDAX und SDAX als auch 176 Unternehmen aus dem übrigen Prime-Segment, die in keinem der großen Indizes vertreten sind.

Die erfreuliche Grundrichtung, in die die Ergebnisse gehen, habe ich bereits angedeutet: Die Krise liegt hinter uns, die Unternehmen verdienen gut. Vor allem aber: Sie haben den außerordentlichen Stellenwert der Dividende erkannt und beteiligen ihre Anteilseigner überwiegend angemessen und vor allem nachhaltig am Ergebnis. Insgesamt schütten in diesem Jahr 57,8 Prozent aller Werte aus dem Prime Standard eine Gewinnbeteiligung aus.

Das klingt auf den ersten Blick sehr eindrucksvoll. Und tatsächlich ist dies die höchste prozentuale Quote ausschüttender Emittenten der vergangenen Jahre. Doch zugleich muss man sich auch die Frage stellen, warum nach einem so erfolgreichen Geschäftsjahr nicht noch mehr Unternehmen Dividende zahlen. Die nächste Rezession kommt bestimmt. Und wer selbst jetzt keine Dividende zahlen kann, der wird spätestens dann Probleme bekommen.

Doch zurück zu den Ergebnisse: Im DAX schütten sogar 96,7 Prozent der Unternehmen aus. Lediglich die Aktionäre der Commerzbank gingen in diesem Jahr aufgrund der Teilverstaatlichung leer aus. Dagegen ist es dem Chipspezialisten Infineon erstmals in seiner nunmehr elfjährigen Börsengeschichte gelungen, eine Dividende zu zahlen – die fällt zwar immer noch sehr mager aus, aber auch das ein deutliches Signal.

Unterm Strich werden in diesem Jahr 31,13 Milliarden Euro an die Aktionäre der Prime-Unternehmen überwiesen. Das entspricht gegenüber dem Vorjahr einer deutlichen Steigerung um 31,7 Prozent. Den Löwenanteil zu dieser Gesamtsumme steuern naturgemäß die DAX-Tanker mit 26,47 Milliarden Euro bei – dies entspricht zum Vorjahr einem Plus von 29,8 Prozent.

Größte Zahlmeister in Deutschland sind aktuell im DAX die Deutsche Telekom (3,025 Milliarden Euro) und E.ON (3,002 Milliarden Euro). Im MDAX führt die Hannover Rück die Rangliste mit knapp 277 Millionen Euro an. TecDAX-Mitglied SMA Solar schüttet 104 Millionen aus, MVV Energie liegt im SDAX mit 59 Millionen Euro vorne. Im übrigen Prime Standard zahlt der Versicherer Generali Deutschland Holding mit 156 Millionen Euro die höchste Dividende an seine Aktionäre.

21 der 30 DAX-Unternehmen haben ihre Dividenden in diesem Jahr angehoben, das sind umgerechnet 70 Prozent. Im gesamten Prime-Standard-Überblick liegt diese positive Quote immerhin noch bei 38,4 Prozent.

Auch die Ausschüttungsquoten entwickeln sich wie eingangs angekündigt erfreulich. Die Mehrheit der DAX-Titel schüttet eine Gewinnbeteiligung aus, die sich in etwa im Rahmen unserer Forderungen bewegt. In Zahlen aus gedrückt heißt das, dass annähernd 90 Prozent eine Ausschüttungsquote erreichen, die sich ganz grob in diesem Rahmen bewegt.

Meine Damen und Herren,

der bloße Blick auf die Zahlen zeigt den hohen Stellenwert der Dividende klar. Sie ist eines der ganz großen Kaufargumente. Dies gilt in besonderer Weise für Privatanleger. Daraus ergeben sich aus Sicht der DSW zwei ganz akute Forderungen. Eine geht in Richtung der Politik. Die außerordentlich schädliche Wirkung der Abgeltungssteuer auf das Anlageverhalten der Deutschen lässt sich an den Aktionärszahlen klar ablesen. Trotz der anhaltend positiven Börsenentwicklung sinken die Zahlen! Hier muss dringend nachgesteuert werden.

Unsere zweite Forderung geht aber in Richtung der Unternehmen. Für uns ist bei der Dividende weniger die absolute Höhe entscheidend, sondern vor allem deren Nachhaltigkeit und Kontinuität. Es gibt Unternehmen in allen Indizes, die es auch in den Zeiten der Krise geschafft haben, ihren Aktionäre eine Dividende zu zahlen, diese sogar konstant zu halten oder zu steigern. Dies ist genau die Art von Risikopuffer, die wir uns von möglichst vielen Unternehmen erhoffen. Herr Professor Frère wird Ihnen gleich die Musterschüler, denen das gelungen ist, im Einzelnen vorstellen.

Generell gilt: Eine Dividende sollte ertragsorientiert sein, darf aber durchaus atmen – sie kann also geglättet werden. Im Umkehrschluss dürfen Aktionäre in mageren und wachstumsarmen Jahren wie während der Krise eben nicht ganz leer ausgehen. Eine derart geglättete Gewinnbeteiligung ist durchaus im Sinne der Aktionäre und als Zeichen unternehmerischer Weitsicht zu werten.

Das bedeutet aber keinesfalls, dass wir für konstante Dividenden sind. Sie sollte stets ertragsorientiert sein. Anleger die konstante Ausschüttungen suchen, können schließlich den riesigen Markt für festverzinsliche Wertpapiere abgrasen.

Die Verlässlichkeit, die ein Unternehmen mit seiner Dividendenpolitik beweist, muss sogar noch weiter gehen. In diesem Jahr fordert die DSW auf den Hauptversammlungen der Unternehmen eine konkrete Dividendenstrategie und -prognose ein. Ähnlich wie bei einem Ausblick zu den Geschäftszahlen für das kommende Jahr sind die AGs durchaus in der Lage, eine Gewinnbeteiligung zu prognostizieren.

Diese Prognose ist für Aktionäre mit Blick auf das Ziel Risikominimierung sehr wichtig. Daher fordert die DSW alle Unternehmen ganz konkret zu exakteren Prognosen auf.

Nun aber zu den versprochenen Einzelergebnissen unserer Untersuchung. Ich übergebe hierfür das Wort an Professor Eric Frère, dessen Team am Institut für Portfoliostrategien an der FOM diese Untersuchung in Zusammenarbeit mit der DSW durchgeführt hat.

Summary_DSW-FOM-Pressekonferenz-final.pdf

DSW-Praesentation_2011_final.pdf