DSW-Vorstandsvergütungsstudie 2014

DSW und TU München haben auch in diesem Jahr wieder die Vergütungen der DAX- und MDAX-Vorstände unter die Lupe genommen. Die Studie zeigt, deutsche Vorstände werden - auch international - wettbewerbsfähig vergütet. 

Teilnehmer:

Professor Dr. Gunther Friedl, Technische Universität München, Lehrstuhl für Betriebswirtschaftslehre und Controlling

Ulrich Hocker, DSW-Präsident

Christiane Hölz, DSW-Vergütungsexpertin

Jürgen Kurz, DSW-Pressesprecher

 

Es gilt das gesprochene Wort

 

(Redner: Ulrich Hocker)

Meine Damen und Herren,

auch ich darf Sie herzlich zu unserer Pressekonferenz zum Thema Vorstandsvergütung begrüßen. Da ja im Allgemeinen spätestens ab der dritten Wiederholung von einer Tradition gesprochen wird, können wir diese Bezeichnung für die Veröffentlichung unserer Vorstandsvergütungsstudie mittlerweile wirklich mit Fug und Recht in Anspruch nehmen. Immerhin liegt die erste DSW-Vergütungsstudie mittlerweile 13 Jahren zurück. Die Zusammenarbeit mit Herrn Professor Dr. Friedl von der Technischen Universität München, den ich ebenfalls ganz herzlich begrüße, geht nun auch schon ins achte Jahr.

Wie groß die Anerkennung der von der DSW gemeinsam mit der TU München erhobenen Daten im Markt mittlerweile ist, zeigt nicht zuletzt die Tatsache, dass selbst der DGB darauf zurückgreift. Ein Grund dafür dürfte unter anderem sein, dass wir nicht mit Schätzungen arbeiten, sondern mit den endgültigen Zahlen. An diesem Vorgehen wird sich auch zukünftig nichts ändern, selbst wenn das – verglichen mit anderen Studien zum Thema Vorstandsvergütung – ein leichtes zeitliches Handicap bedeutet.

Seit den Anfängen der DSW-Vorstandsvergütungsstudie hat sich in Deutschland einiges getan. Dem 2005 in Kraft getretenen Gesetz über die Offenlegung der Vorstandsvergütung, dem sogenannten VorstOG, das einen echten Sprung in Sachen Vergütungstransparenz nach sich zog, folgte 2009 mit dem „Gesetz zur Angemessenheit der Vorstandsvergütung“ der erste – mäßig erfolgreiche – Versuch, die Steigerung der Managergehälter gesetzlich in den Griff zu bekommen. Kurz vor der Bundestagswahl 2013 ist das „Gesetz zur Verbesserung der Kontrolle der Vorstandsvergütung“, das nicht zuletzt eine Reaktion auf die sogenannte „Minder-Initiative“ in der Schweiz war, am Widerstand im Bundesrat gescheitert.

Im Koalitionsvertrag der aktuellen Bundesregierung lautet die Zielvorgabe: „Um Transparenz bei der Feststellung von Managergehältern herzustellen, wird über die Vorstandsvergütung künftig die Hauptversammlung auf Vorschlag des Aufsichtsrats entscheiden.“

Trotzdem ist in nächster Zeit wohl nicht mit einer weiteren Gesetzesinitiative seitens der Bundesregierung zu rechnen. Hintergrund ist die auf europäischer Ebene im April dieses Jahres vorgestellte Überarbeitung der Aktionärsrechterichtlinie. Diese sieht mit Blick auf die Vorstandsvergütung vor, dass der Vergütungsbericht des abgelaufenen Geschäftsjahres jährlich auf der Hauptversammlung zur Abstimmung vorgelegt werden muss. Lehnt diese den Vergütungsbericht ab, muss im nächsten Vergütungsbericht erklärt werden, wie darauf reagiert wurde. Zudem soll die Vergütungspolitik laut dem Willen der EU-Kommission den Aktionären mindestens alle drei Jahre zur Genehmigung vorgelegt werden (Say-on-Pay).

In Deutschland ist das Say-on-Pay-Votum gegenwärtig weder vorgeschrieben noch ist das Ergebnis der Abstimmung, so sie denn durchgeführt wird, bindend für den Aufsichtsrat. Obwohl eine komplette Missachtung des Aktionärswillens durch das Kontrollgremium kaum denkbar ist. Ob die geplante Änderung einen Eingriff in die Personalkompetenz des Aufsichtsrats nach Prägung des deutschen Aktienrechts darstellt oder nicht ist zurzeit umstritten. Gleiches gilt für die Frage, ob sich die Haftungsrisiken des Kontrollgremiums was die Vorstandsvergütung angeht, dadurch deutlich reduzieren würden.

Klar ist, dass es sich bei der aktuellen Vorlage um einen sehr weitgehenden Vorschlag des für Binnenmarkt und Dienstleistungen zuständigen EU-Kommissars Michel Barnier handelt. Es bleibt abzuwarten, was Rat und Parlament am Ende daraus machen werden.

In Deutschland wurden in Sachen Vorstandsvergütung die Zügel bereits im Corporate Governance Kodex angezogen. So sehen die Empfehlungen mittlerweile vor, dass der Aufsichtsrat bei der Beurteilung der Angemessenheit der Vorstandsvergütung auch das Verhältnis zur Vergütung des oberen Führungskreises und der Belegschaft insgesamt mit einbeziehen soll. Zudem sollen für die Gesamtvergütung jedes einzelnen Vorstandsmitglieds Höchstgrenzen festgelegt werden.

In Hinblick auf die Vergütungstransparenz unterscheidet der Kodex jetzt zwischen den gewährten Zuwendungen und den tatsächlich zugeflossenen Vergütungen. Sie sollen im Vergütungsbericht für jedes Vorstandsmitglied getrennt und detailliert aufgeführt werden. Für die Darstellung der Informationen empfiehlt der Kodex die Verwendung eigens entwickelter Mustertabellen, die zur Verdeutlichung allerdings nochmals angepasst werden sollen.

Nun aber genug der Vorrede und zum eigentlichen Thema unserer heutigen Pressekonferenz: Der Vorstandsvergütungsstudie, die die DSW wieder in Zusammenarbeit mit dem Lehrstuhl für Betriebswirtschaftslehre und Controlling der Technischen Universität München erstellt hat.

Wie schon in den vergangenen drei Jahren lag erneut die Volkswagen AG mit Abstand an der Spitze des Feldes. Im Schnitt zahlte der Autobauer pro Vorstand (inklusive Vorstandsvorsitzendem) gut 7,1 Millionen Euro nach knapp 6,8 Millionen Euro im Vorjahr. Im Durchschnitt aller 30 DAX-Gesellschaften lag der Verdienst pro Vorstand mit 3,3 Millionen Euro leicht über dem Vorjahreswert von 3,2 Millionen Euro. Bei den Vorstandsvorsitzenden verteidigte VW-Chef Martin Winterkorn mit einem Jahressalär von 15 Millionen Euro seinen Spitzenplatz fast schon erwartungsgemäß souverän.

Damit übergebe ich aber das Wort an Herrn Professor Friedl, der nun die detaillierten Untersuchungsergebnisse der Vorstandsvergütungsstudie vorstellen wird.

Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit. 

 

(Redner: Professor Dr. Gunther Friedl)

Meine Damen und Herren,

die Vorstandsgehälter in Deutschland wachsen wieder schneller. Im vergangenen Jahr stieg die Vergütung der Vorstände unserer DAX 30 Unternehmen im Schnitt um 4 Prozent. Im Jahr zuvor waren es lediglich 2,5 Prozent. Dieser Anstieg ist zwar vergleichsweise moderat, allerdings geht damit die Schere zwischen den normalen Arbeitseinkommen und den Vorstandsgehältern wieder weiter auf. Die Nominallöhne sind in Deutschland im vergangenen Jahr nämlich nur um 1,4 Prozent gewachsen. Mit 3,3 Millionen Euro Jahresgehalt verdient ein DAX-Vorstand im Mittel das 53-fache des Durchschnittsgehalts eines DAX-Angestellten.

Der Anstieg ist erstaunlich, weil gleichzeitig die Umsätze und die Gewinne der DAX 30-Unternehmen leicht zurückgegangen sind. Offenbar ist die Entwicklung der Vorstandsgehälter weniger leistungsorientiert als vielfach unterstellt wird. Das kann man auch bei einem Blick auf die einzelnen Komponenten der Vergütung erkennen. Besonders die Fixvergütung geht nach oben. Hier beträgt der Anstieg 7,2 Prozent und damit deutlich mehr als bei den variablen und leistungsorientierten Vergütungskomponenten.

Damit setzt sich ein bedenklicher Trend fort, den man bereits im Vorjahr beobachten konnte: Variable Vergütungskomponenten werden zunehmend durch fixe Gehaltsbestandteile ersetzt. Damit bleiben die Vorstandsgehälter auch dann auf einem sehr hohen Niveau, wenn die wirtschaftliche Entwicklung der Unternehmen das eigentlich nicht rechtfertigen kann.

Das wird am Beispiel Lanxess besonders deutlich. Wegen der schwachen Geschäftsentwicklung gingen die variablen Boni stark zurück. Das hinderte das Unternehmen allerdings nicht daran, die Fixvergütung deutlich anzuheben. Sie stieg um satte 17 Prozent. Fast könnte man den Eindruck gewinnen, dass mit dem Anstieg der Fixvergütung der Rückgang der Boni teilweise kompensiert werden soll. Das widerspricht allerdings völlig dem Gedanken einer leistungsorientierten Vergütung.

Erstaunlich ist auch, dass die variable Vergütung aller DAX 30 Unternehmen, die sich stark an der Gewinnentwicklung orientiert, um 1,1 Prozent gestiegen ist, während die Gewinne der DAX-Unternehmen um Sondereffekte bereinigt um 2 Prozent gesunken sind.

Auch hier gibt es einige auffällige Einzelfälle. Bei der Lufthansa stiegen die variablen Boni um deutliche 57 Prozent. Dies steht im krassen Widerspruch zur Geschäftsentwicklung und zu den Geschäftszahlen. Und wenn man die jüngsten Geschehnisse verfolgt, nach denen die Schätzungen des alten Managements über Bord geworfen wurden, darf man die Frage stellen, womit ein solcher Anstieg des Bonus begründet werden kann.

Es gibt aber auch sinnvolle Entwicklungen. So erhöhte sich der Anteil langfristiger Vergütungskomponenten, die sich am Aktienkurs orientieren, um weitere 5,6 Prozent. Damit werden Anreize zu langfristigem und nachhaltigem Handeln für das Unternehmen gesetzt. Bei einigen Unternehmen scheint das auch sinnvoll zu sein. So stieg bei der Deutschen Bank diese Vergütungskomponente am deutlichsten. Gleichzeitig blieb die Entwicklung des Börsenkurses der Deutschen Bank deutlich hinter der Entwicklung des DAX zurück.

Wir halten die Vorstandsvergütung in den DAX-Unternehmen insgesamt für transparent. Jedes der 30 DAX-Unternehmen legt seine Vergütung individualisiert, also für jedes Vorstandsmitglied einzeln offen. Wir gehen sogar von einer weiteren Verbesserung der Vergütungsberichte im laufenden Jahr aus, weil nun die neuen Empfehlungen der Regierungskommission Deutscher Corporate Governance Kodex greifen. Die Kommission hat vor einem Jahr einen Vorschlag gemacht, mit dem die Vergütungen nochmals übersichtlicher dargestellt werden sollen.

Trotzdem gibt es noch einige Bereiche, bei denen die Unternehmen ihre Transparenz verbessern können. Manche Unternehmen gewähren Boni auf der Basis individueller Ziele. Hier wäre zumindest eine kurze Beschreibung sinnvoll, damit Aktionäre nachvollziehen können, welche Ziele konkret erreicht wurden. Auch bei den Pensionen ist es selbst für Experten schwer, die Vergütungsberichte zu verstehen. Für die DAX-Vorstandsvorsitzenden haben wir einen durchschnittlichen jährlichen Wert der Ruhegehälter von 659 Tausend Euro ermittelt. An diesem Wert zeigt sich, dass Vorstandschefs für ihre Altersbezüge normalerweise keine zusätzlichen Beträge zurücklegen müssen.

Lassen Sie mich nun zu einigen interessanten Einzelergebnissen unserer Studie kommen. Der Bestverdiener unter den Vorstandsvorsitzenden im DAX war wie schon in den drei Vorjahren Martin Winterkorn von Volkswagen mit einer Gesamtvergütung von immerhin 15 Millionen Euro. Im Vergleich zum Vorjahr stieg seine Vergütung damit um 3,4 Prozent. 87,2 Prozent seiner Vergütung bestehen aus variablen Barbestandteilen. Interessanterweise erhält er keine aktienkursorientierte Vergütung. Erst mit großem Abstand folgen Jim Hageman Snabe und Bill McDermott (beide SAP) mit jeweils 8,97 Millionen Euro bzw. 8,60 Millionen Euro sowie Dieter Zetsche (Daimler) mit 8,40 Millionen Euro. Platz fünf belegt Anshu Jain (Deutsche Bank) mit einer Vergütung von 8,30 Millionen Euro. Im Schnitt erhielten die Vorstandsvorsitzenden der DAX-Unternehmen 5,13 Millionen Euro und damit etwas weniger als im Vorjahr.

Wir haben in diesem Jahr neben den Vorstandsvorsitzenden auch die Gehälter der Finanzvorstände genauer untersucht. Auch dort führt Volkswagen die Liste an.

Hans Dieter Pötsch erhielt eine Gesamtvergütung von 6,41 Millionen Euro, das entspricht einer Steigerung von 6,9 Prozent gegenüber dem Vorjahr. 81 Prozent seiner Vergütung sind variable Vergütungsbestandteile. Mit einigem Abstand folgen Mathias Zachert (Merck) mit 5,54 Millionen Euro auf Position zwei und Stefan Krause (Deutsche Bank) mit 4,78 Millionen Euro auf Platz 3. Im DAX-Durchschnitt erhält der Finanzvorstand eines DAX-Unternehmens 2,85 Millionen Euro und damit nur etwas mehr als die Hälfte des Vorstandsvorsitzenden (5,134 Millionen Euro). Die übrigen Vorstandsmitglieder haben ein ähnliches Gehaltsniveau.

Blickt man auf die Veränderung der Vergütung in den einzelnen DAX-Unternehmen zeigt sich Erstaunliches. ThyssenKrupp und die Deutsche Bank haben ihre Vergütung am Kräftigsten gesteigert. Bei diesen beiden Unternehmen wuchs die Vergütung um 69 Prozent bzw. 44 Prozent. Das überrascht, weil beide Unternehmen im letzten Jahr nicht unbedingt durch positive Schlagzeilen und eine positive Performance aufgefallen sind. Am kräftigsten Federn lassen mussten die Vorstände von Fresenius Medical Care mit minus 40 Prozent und Lanxess mit minus 39 Prozent.

Meine Damen und Herren,

sollte Deutschland am Sonntag Weltmeister werden, erhält jeder Spieler einen Bonus von 300.000 Euro, zusätzlich zu den bereits bisher verdienten Boni. Das entspricht etwa einem Quartalsbonus eines DAX-Vorstands. Wir haben in Deutschland neben den Nationalspielern viele herausragende Fußballtalente, die nicht in den Genuss dieser Bonuszahlungen kommen können, weil sie derzeit nicht in der Nationalmannschaft spielen. Genauso verhält es sich bei unseren Spitzenunternehmen. Viele Manager, die hervorragende Arbeit leisten, verdienen deutlich weniger als die Vorstandsmitglieder derselben Unternehmen.

Eine solche Ungleichbehandlung resultiert aus der ungleichen Verantwortung. Eine einzige Fehlentscheidung eines Vorstands kann Tausende von Arbeitsplätzen gefährden. Daher ist es auch so wichtig, mit der Vergütung die richtigen Anreize zu setzen.

Gleichzeitig muss die Vergütung aber auch gesellschaftliche Akzeptanz finden. Überhöhte Vergütungen können nicht nur einen Reputationsschaden für das betreffende Unternehmen darstellen. Sie können auch die Akzeptanz für unsere Wirtschaftsordnung beschädigen. Daher plädiere ich an die Aufsichtsräte, ihrer Verantwortung für eine leistungsgerechte, aber dennoch maßvolle Vergütung nachzukommen.

Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit.

 

(Rednerin: Christiane Hölz)

Vielen Dank Herr Professor Friedl,

meine Damen und Herren,

nachdem wir nun wissen, wie die Vorstände der 30 DAX-Gesellschaften vergütet werden, stellt sich die Frage, wie sie im internationalen Vergleich dastehen. Dazu haben wir die Bezüge der CEOs von Unternehmen aus der Schweiz, Frankreich und den USA analysiert. Grundlage waren dabei die in den großen Indices, Dow Jones Industrial Average (DJIA), CAC40 und SMI, vertretenen Gesellschaften.

Analysiert wurden jeweils die Bezüge der Vorstandsvorsitzenden der Unternehmen und zwar unterteilt in Grundgehalt, variable Barvergütung und aktienkursbasierte Vergütungskomponenten. Pensionsleistungen wurden bei der Untersuchung ebenso unberücksichtigt gelassen wie Leistungen, die bei Wahrnehmung einer Doppelfunktion von CEO und Chairman für die Aufsichtsfunktion des Chairman gezahlt wurden, soweit diese von den Unternehmen gesondert ausgewiesen wurden. Beträge in USD und CHF haben wir mit dem Jahresdurchschnittskurs 2013 in Euro umgerechnet. 

Eins kann ich schon vorab sagen:

Die Vorstandsvorsitzenden der DAX-Unternehmen wurden auch 2013 international wettbewerbsfähig vergütet. Sie liegen mit der durchschnittlichen Gesamtvergütung von 5,1 Millionen Euro im Vergleich zu den von uns untersuchten Vergütungen oberhalb von Frankreich (3,5 Millionen Euro) und nur unwesentlich unterhalb der in der Schweiz gezahlten Vergütungen, die trotz der sogenannten Minder-Initiative durchschnittlich bei gut 5,8 Millionen Euro lag.

In den USA ist die durchschnittliche Vergütung der CEOs im DJIA zwar von 14 Millionen Euro auf 11,9 Millionen Euro zurückgegangen. Sie liegt damit aber weiterhin deutlich über der Vergütung in den anderen von uns untersuchten Ländern.

Die höchste Gesamtvergütung für den Vorstandschef zahlte erneut Walt Disney. Robert Iger, CEO des Medienkonzerns, erhielt 34,3 Millionen USD (umgerechnet 25,8 Millionen Euro).

Bei der Struktur der Vergütung im internationalen Vergleich zeigt sich, dass die variable Barvergütung in Deutschland trotz des Rückgangs zugunsten aktienorientierter Vergütungsbestandteile weiterhin einen deutlich höheren Stellenwert hat, als in den anderen Ländern: Während in Deutschland 44,3 Prozent der Gesamtvergütung als variable Barvergütung gewährt werden, macht diese Vergütungskomponente in Frankreich nur 33 Prozent, in den USA nur 25,5 Prozent und in der Schweiz gar nur 19,7 Prozent der Gesamtvergütung aus. Insbesondere in der Schweiz und den USA setzen die Unternehmen verstärkt auf aktienkursbasierte Vergütungselemente, die in der Schweiz 50,2 Prozent und in den USA sogar 62,8 Prozent der Gesamtvergütung ausmachen.

Bevor ich nun zum Ende meiner Ausführungen komme, möchte ich das internationale Parkett kurz wieder verlassen, um einen Blick auf die im deutschen MDAX notierten Gesellschaften zu werfen, die mittlerweile ebenfalls recht auskömmliche Vorstandsvergütungen zahlen.

Insgesamt wird die Vorstandsvergütung in den MDAX-Unternehmen wie auch im Vorjahr weniger transparent dargestellt als in den DAX-Unternehmen. Nach wie vor haben neun AGs sich per Opting Out von der individualisierten Veröffentlichung der Vorstandsvergütung befreien lassen. Darunter so illustre Namen wie Axel Springer, Hugo Boss, RTL und Südzucker.

Beispiele für eine sehr gute und transparente Aufbereitung des Vergütungsberichts sind weiterhin Hannover Rück, Talanx und Leoni. Bei diesen Unternehmen werden die Bestandteile der Vergütung, deren Bemessungsgrundlagen und die Voraussetzung für die jeweiligen Zahlungen detailliert und tabellarisch dargestellt. Da Hannover Rück zu dem Talanx Konzern gehört, haben die Vergütungsberichte eine nahezu identische Struktur.

Die Studie betrachtet die Unternehmen, die zum Zeitpunkt der Veröffentlichung im MDAX notiert sind. Im Vergleich zum Vorjahr sind somit Evonik, Osram und RTL neu hinzugekommen. Sie ersetzen BayWa, GSW Immobilien sowie Puma. Aufgrund der geänderten Zusammensetzung treten zwangsläufig Abweichungen in den MDAX-Durchschnittswerten gegenüber der letztjährigen Studie auf.

Im Jahr 2013 lag die durchschnittliche Gesamtvergütung eines Vorstandsmitglieds (inkl. Vorsitzende) bei knapp 1,8 Millionen Euro. Das entspricht rund 47 Prozent der in den DAX-Unternehmen gezahlten Gehälter. Gegenüber dem Vorjahr ist sie um 8,9 Prozent gewachsen – und damit deutlich stärker als im DAX 30.

Die Bandbreite der durchschnittlichen Vergütung reicht von 8,1 Millionen Euro (Airbus) bis zu 587.000 Euro (TAG Immobilien). Nur Sechs Unternehmen lagen unterhalb der 1-Milllionen-Euro-Schwelle. Das sind sechs Unternehmen weniger als in der letztjährigen Untersuchung.

Airbus (früher EADS) hatte aufgrund der Konzernstruktur im Jahr 2013 lediglich ein Exekutivmitglied im höchsten Führungsgremium des Konzerns („Board of Directors“). Diese ungewöhnliche Konstellation führt zu einer hohen durchschnittlichen Vergütung des Gesamtvorstands, da lediglich die Position des CEO besetzt war.

Die stärksten Steigerungen in der durchschnittlichen Gesamtvergütung verzeichneten LEG Immobilien mit 117,9 Prozent, Evonik mit 104,3 Prozent und Kabel Deutschland mit 90,9 Prozent.

Die größten Verluste mussten die Leoni-Manager mit -40,6 Prozent hinnehmen. Dies ist hauptsächlich auf eine Verringerung der kurz- und mittelfristigen Komponente zurückzuführen.

Die Vorsitzenden der MDAX-Vorstände verdienten in 2013 im Durchschnitt 2,6 Millionen Euro. Damit ist die Vergütung der Vorsitzenden um 11,9 Prozent gestiegen.

Die Top 5 Verdiener im MDAX sind Dr. Thomas Enders (Airbus), Brian Sullivan (Sky Deutschland), Dr. Mathias Döpfner (Axel Springer), Günther Fielmann (Fielmann) und Anke Schäferkordt (RTL). Damit sind sowohl exponierte Persönlichkeiten wie Dr. Mathias Döpfner, als auch Firmengründer wie Günther Fielmann von Fielmann unter den bestverdienenden MDAX Vorständen vertreten.

Bei Herrn Döpfner (Axel Springer) und Anke Schäferkordt (RTL) sind wir mangels individualisierter Daten bei der Berechnung der Vergütung von einem Verhältnis der Vergütung des Vorstandsvorsitzenden zu den restlichen Vorstandsmitgliedern von 1,83 zu 1 ausgegangen. Das entspricht der im MDAX üblichen Spreizung der Gehälter.

Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit.

DSW_-_Tabellen_Vorstandsverguetungsstudie.pdf