DSW-Dividendenstudie

DSW und FOM Hochschule stellen ihre diesjährige Dividendenstudie zur Ausschüttungspolitik deutscher Aktiengesellschaften vor.

Die Themenschwerpunkte lauten unter anderem:

- Tops und Flops der Dividendensaison 2015
- Deutschlands zuverlässigste Dividendenzahler
- Indikatoren für nachhaltige Dividendenqualität

Teilnehmer:

Prof. Dr. Eric Frère, FOM-Dekan und Direktor des isf (institut for strategic finance)
Marc Tüngler, DSW-Hauptgeschäftsführer
Christian W. Röhl, isf-Beiratsvorsitzender und Autor der Studie
Jürgen Kurz, Pressesprecher der DSW

 

Es gilt das gesprochene Wort


Redner: Marc Tüngler 

Meine Damen und Herren, auch ich darf Sie herzlich zu unserer heutigen Pressekonferenz zur Vorstellung der diesjährigen Dividendenuntersuchung begrüßen, die wir nun bereits zum sechsten Mal gemeinsam mit der FOM Hochschule durchgeführt haben.

Hierzu begrüße ich besonders Herrn Professor Frére und Herrn Röhl, die Ihnen die Studie im Anschluss im Detail vorstellen werden.

Analysiert wurden erneut die Gewinnausschüttungen aller im deutschen Aktienmarkt – bestehend aus Prime, General und Entry Standard – notierten Gesellschaften. Damit legen wir sicher auch in diesem Jahr eine der umfassendsten Dividendenanalyse vor.

Untersuchungsschwerpunkte waren unter anderem:

  • Die Tops und Flops der Dividendensaison
  • Dividendenaristokraten und was sie ausmacht
  • Indikatoren für nachhaltige Dividendenqualität

Lange Zeit wurde der Dividende hierzulande keine allzu große Bedeutung beigemessen. Sie war eher so etwas wie ein kleines Zubrot zu den Kursgewinnen. Auch die Verfechter der sogenannten Dividendenstrategie wurden lange nicht sonderlich ernst genommen. Dabei war die Idee, die der Vermögensverwalter Michael O´Higgins Mitte der 80er Jahre des vorigen Jahrhunderts, auf Basis einer Idee des Investors John Templeton aus den 30er Jahren, entwickelte, ebenso einfach wie genial. Er kaufte aus einem Index, etwa dem Dow Jones, die Aktien der fünf Gesellschaften mit den höchsten Dividendenrenditen. Die Papiere ließ er genau ein Jahr im Depot liegen, dann wurden sie gegebenenfalls verkauft und das Spiel ging von vorne los. Hintergrund dieser Strategie war die simple Annahme, dass solche Unternehmen tendenziell unterbewertet sind und deshalb überproportionales Kurspotenzial besitzen. Zusätzlich konnte O`Higgins die erhaltenen Dividenden reinvestieren.

Doch es gibt aus Investorensicht durchaus eine noch klassischere, vor allem in den USA verbreitete Herangehensweise an das Dividendenthema: Viele Anleger sehen die Gewinnausschüttungen dabei nicht etwa als Indikator für eine mögliche Kursentwicklung sondern schlicht als kontinuierliche Einnahmequelle.

Ich gehe davon aus, dass Herr Röhl im Anschluss weitere, deutlich ausgefeiltere Ansätze zur aktiven Nutzung der Dividenden für den Vermögensaufbau darstellen wird.

Die letzten Jahre haben die Sicht auf die Gewinnausschüttung auch in Deutschland verändert. Begonnen hat diese Neujustierung nach dem Zusammenbruch des Neuen Marktes, der anschließenden Talfahrt der Kurse und der darauf folgenden Erholung. Hier waren es schließlich in erster Linie die einige Zeit als „old economy“ geschmähten etablierten Gesellschaften, deren Kurse das tiefe Tal besonders schnell wieder verlassen konnten. Ähnliches war nach dem Kurssturz 2008 / 2009 zu beobachten.

Aktuell wird die Renaissance der Dividenden zusätzlich durch die extrem niedrigen Zinsen befeuert. Kein Wunder, dass Gewinnausschüttungen dadurch mehr in den Fokus der Anleger geraten– zumindest derjenigen, die sich mit einer Geldanlage in Aktien grundsätzlich anfreunden können. In Deutschland ist das ja leider nach wie vor eine kleine Minderheit.

Entsprechend sieht die Verteilung des Geldvermögens privater Haushalte in Deutschland aus. Über 80 Prozent der immerhin rund 5 Billionen Euro liegen bei Lebens- und Rentenversicherern, in verzinslichen Anlagen ober werden als Bargeld gehalten. Nur knapp 19 Prozent ihres Vermögens investieren die Deutschen in Aktien oder Investmentfonds. Würde hier zusätzlich nach Vermögensgröße der einzelnen Haushalte unterschieden, wäre ein Ergebnis mit Sicherheit, dass es insbesondere die großen Vermögen sind, die ihr Geld an der Börse anlegen und damit überproportional von Kurssteigerungen und natürlich auch von Dividendenausschüttungen profitieren.

Aufteilung des Vermögens privater Haushalte in Deutschland*

39,1 % (1946 Mrd.) Bargeld, Einlagen
38,1 % (1894 Mrd.) Versicherungen, Altersvorsorge
10,1 % (503 Mrd.) Aktien
8,5 % (421 Mrd.) Investmentfonds
3,5 % (176 Mrd.) Anleihen
0,7 % (37 Mrd.) Sonstiges
*Quelle: Deutsche Bundesbank, Stand 4. Quartal 2014

Weitere Profiteure der guten Gewinnentwicklung deutscher Aktiengesellschaften sind ausländische Investoren, denen rund 64 Prozent der DAX-Gesellschaften gehören. Bei einzelnen Gesellschaften liegt die Quote sogar deutlich über 70 Prozent.

Vielleicht könnte man deutschen Anlegern die Aktienanlage ja mit dem Slogan „Dividenden sind die neuen Zinsen“ schmackhaft machen – auch wenn das aufgrund des mit Aktien durchaus verbundenen Risikos ein hinkender Vergleich wäre. Doch bieten aktuell etliche Aktien Dividendenrenditen von vier Prozent und mehr. Wobei eine hohe Dividendenrendite natürlich nicht zwangsläufig ein Kaufsignal sein muss. Manchmal ist sie schlicht ein Hinweis auf akute Probleme mit dem Geschäftsmodell. Dem sinkenden Kurs folgt dann in der Regel recht schnell eine Reduzierung der Gewinnausschüttung.

Nun aber zu den Ergebnissen der Dividendenstudie:

Ohne den Autoren der Studie allzuweit vorgreifen zu wollen, kann man sagen, dass die Dividenden aufgrund des guten Geschäftsjahres 2014 mit insgesamt knapp 41,7 Milliarden Euro klar über den Zahlen des Vorjahres (36,7 Milliarden Euro) liegen. Damit legten die Dividendenzahlungen zum fünften Mal in Folge zu. Den letzten Rückgang hatte es im Krisenjahr 2010 gegeben.

Zudem konnte, nach langem Anlauf, die bisherige Rekordmarke aus dem Jahr 2008 endlich überboten werden. Damals schütteten die deutschen Gesellschaften insgesamt 38,2 Milliarden Euro aus. Auch die Zahl der Dividendenzahler unter den Aktiengesellschaften ist mit über 350 so hoch wie noch nie.

Das Gesamtplus der Ausschüttungen von 13,4 Prozent wird von einer breiten, positiven Entwicklung gespeist, die sich vor allem in den Dividendenzahlungen der Auswahl-Indices widerspiegelt. Fast 10 Prozent mehr kehrten etwa die 30 DAX-Unternehmen an ihre Anteilseigner aus. Im MDAX lag das Wachstum sogar bei 33 Prozent. Die SDAX-Gesellschaften sattelten, im Vergleich zum Vorjahr, gut 20 Prozent bei den Dividenden drauf. Die Gewinnausschüttungen der im TecDAX notierten Unternehmen legten um 22,5 Prozent zu.

Leider lässt die Zahlungsmoral der Gesellschaften immer mehr nach, je weiter man sich von den Auswahl-Indices entfernt. Rund die Hälfte der Nebenwerte blieb ihren Anteilseignern eine Dividende schuldig.

Bei den Ausschüttungsquoten bleiben trotz der hohen Gesamtsumme aber selbst viele der Index-Unternehmen nach wie vor hinter den Erwartungen der DSW zurück. Unserer Ansicht nach sollten in der Regel mindestens 50 Prozent des Gewinns an die Aktionäre ausgeschüttet werden. Schließlich gilt es die Anteilseigner, die das Kapitalrisiko tragen, in angemessener Weise an dem Unternehmensgewinn zu beteiligen. Doch davon sind etliche Gesellschaften erneut ein ganzes Stück entfernt. 54,5 Prozent der Index-Unternehmen bleiben unterhalb der 50-Prozent-Ausschüttungsquote. Bei einem Viertel liegt die Quote sogar unter 33 Prozent.

Dass Unternehmen in liquiden Zeiten Mittel horten, ist zwar bis zu einem gewissen Grad verständlich, aber zu groß darf die Diskrepanz zwischen Gewinn- und Dividendenwachstum nicht werden. Schließlich wird mit der Dividende nicht zuletzt das Vertrauen der Anteilseigner entlohnt.

Dabei ist die 50-Prozent-Quote kein DSW-Dogma. So sind wir bei Unternehmen in Wachstumsperioden durchaus damit einverstanden, wenn über einen begrenzten Zeitraum nur 20-30 Prozent ausgeschüttet werden. Selbst ein Komplettausfall ist aus unserer Sicht verkraftbar, wenn Wachstum finanziert werden muss. Doch das sollte Ausnahme und nicht Regel sein. Daher werden wir auch in der laufenden Hauptversammlungssaison die Dividendenstrategie der Unternehmen kritisch hinterfragen.

Unser Ziel ist dabei eine möglichst kontinuierliche, für den Anteilseigner nachvollziehbare Dividendenentwicklung, die eine faire Beteiligung der Anteilseigner an den erzielten Gewinnen zur Folge hat.

Besonders im Fokus werden natürlich die Unternehmen stehen, die trotz erzielter Gewinne keine Dividende zahlen, sowie die Gesellschaften, die ihre Ausschüttung mangels Gewinn aus der Substanz holen müssen.

Nun aber zu den versprochenen Einzelergebnissen der Untersuchung. Ich übergebe hierfür das Wort an Herrn Röhl, der das Projekt und die daran beteiligten Personen vorstellen wird.

Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit.

Dividendenstudie_2015_ONLINE.pdf