Hauptversammlungsthemen 2018 / DSW-Watchlist

Teilnehmer seitens der DSW:

Klaus Nieding, DSW-Vizepräsident sowie Landesgeschäftsführer Hessen, Rheinland-Pfalz und Saarland

Marc Tüngler, DSW-Hauptgeschäftsführer

Jürgen Kurz, Pressesprecher

 

Es gilt das gesprochene Wort

 

(Redner: Klaus Nieding)

Meine Damen und Herren,

die Rahmenbedingungen für die deutsche Wirtschaft sprechen eigentlich für eine ruhige Hauptversammlungssaison 2018. Die Refinanzierung ist dank der Niedrigzinsen nach wie vor ausgesprochen billig, die Auftragsbücher sind voll, die Binnennachfrage ist ebenso stabil wie die aus dem Ausland und die Rohstoffpreise moderat. Der steigende Eurokurs drückt dagegen ein wenig auf die Stimmung. Gleiches gilt für die nur schwer kalkulierbaren Eskapaden des US-Präsidenten und die drohenden Zinsanpassungen nach oben.

Wir befinden uns also in einer fast perfekten Welt – zumindest was die Rahmendaten für die Industrie angeht. Ruhig dürfte es auf den Hauptversammlungen aber trotzdem nicht werden. Besonders solche AGs, die selbst unter den aktuellen Bedingungen nicht ordentlich performen, stehen unter Beobachtung. Wer es jetzt nicht schafft, Geld zu verdienen, wird von einem wirtschaftlichen Abschwung extrem hart getroffen. Und früher oder später wird dieser Abschwung kommen.

Neben rein unternehmensspezifischen Themen gibt es natürlich auch viele übergeordnete Punkte, die bei nahezu allen Gesellschaften auf der Agenda stehen werden. Hierzu gehören Dauerbrenner wie Vorstandsvergütung, Digitalisierung und Brexit sowie neue Entwicklungen wie etwa die Auswirkungen der US-Unternehmenssteuerreform auf die Ergebnisentwicklung oder die US-Strafzölle.

Ebenfalls für Aufruhr auf einigen der kommenden Hauptversammlungen werden aller Voraussicht nach wieder aktivistische Hedgefonds sorgen, die versuchen, ihre Partikularinteressen durchzusetzen.

Einen ersten Vorgeschmack davon gab es ja bereits auf dem Aktionärstreffen der ThyssenKrupp AG, das traditionell den Aufgalopp für die HV-Saison darstellt. Die Auseinandersetzung zwischen dem Management des Essener Konzerns und dem Hedgefonds Cevian, der mit einer Beteiligung von 18 Prozent immerhin zweitgrößter Anteilseigner nach der Krupp-Stiftung ist, schwelt bereits seit Monaten. Die Frontlinien sind klar: Cevian will den Konzern zerschlagen, da die Einzelteile mehr wert seien als das Ganze, der Vorstand will lediglich umstrukturieren, etwa durch die Zusammenlegung der eigenen Stahlsparte mit der des indischen Wettbewerbers Tata. Dazwischen stehen die freien Aktionäre.

Von einer kompletten Zerschlagung, wie sie Cevian vorschwebt, halten wir zwar nichts. Es ist aber offensichtlich, dass der Konzern in den einzelnen Geschäftsbereichen weit hinter den selbstgesteckten Zielen für die operativen Margen zurückhängt, hier muss dringend nachgebessert werden.

Dass die Aufspaltung eines Konzerns zumindest kurzfristig nicht zwingend zu einer besseren Performance führt, zeigt das Beispiel Metro. Mitte 2017 wurde die Sparte „Unterhaltungselektronik“ des Unternehmens als Ceconomy AG per Spin Off an die Börse gebracht. Aktionäre der alten Metro hatten nun also die Cash-and-Carry-Metro und den Elektronikhändler Ceconomy im Depot.

Der erste Dämpfer kam bereits zum Jahresende 2017. Ceconomy, die Dachgesellschaft von Saturn und Media Markt, legte schlechte Zahlen für das Weihnachtsgeschäft vor. Damit nicht genug: Die Metro-Jahreszahlen im Lebensmittelbereich fielen ebenfalls nicht zufriedenstellend aus. Auf den Aktionärstreffen gab es somit genügend Gründe für intensive Diskussionen. Den Beweis, dass die Aufspaltung wirklich ein Befreiungsschlag für die Unternehmen war, haben weder Metro noch Ceconomy bisher erbringen können.

Eine neue Richtung werden mit Sicherheit die Diskussionen auf den Hauptversammlungen der großen Energieversorger RWE und E.ON nehmen. Die beiden Gesellschaften, die mit schöner Regelmäßigkeit auf der DSW-Watchlist zu finden sind, haben mit der angekündigten Neuausrichtung ihrer Geschäftsmodelle eine in der deutschen Wirtschaftsgeschichte nur äußerst selten anzutreffende Volte hingelegt. Insbesondere für die Aktionäre der E.ON SE ändert sich fast alles. Waren sie eben noch an einem vorwiegend auf regenerative Energieerzeugung setzenden Versorgungsunternehmen beteiligt, sind sie nun Anteilseigner eines Netzdienstleisters.

Noch mehr wird sich für die Anteilseigner der Innogy SE ändern. Das Unternehmen steht vor der Zerschlagung. Aus unserer Sicht sollten die Innogy-Aktionäre jetzt trotzdem Ruhe bewahren und abwarten. Bei dem aktuellen Angebot von 36,76 Euro je Anteilsschein plus die Dividenden für 2017 und 2018 ist durchaus noch Luft nach oben. 

Natürlich werden uns in der Hauptversammlungssaison 2018 auch wieder etliche Streitfälle beschäftigen, die ihren Ursprung in der Vergangenheit haben. So etwa die von uns gerichtlich durchgesetzte Sonderprüfung bei Volkswagen oder die Feststellungsklage zur Fusion Linde-Praxair. Das LKW-Kartell und seine Folgen insbesondere für Daimler werden ebenfalls intensiv zu diskutieren sein.

Jedes Jahr auf der Agenda stehen dagegen die Gewinnausschüttungen, die im laufenden Jahr wieder einen großen Teil zur Performance der Aktien deutscher Unternehmen beitragen werden. Wir rechnen damit, dass die Dividendensumme auf etwa 50 Milliarden Euro steigen könnte, nach gut 46 Milliarden Euro im Vorjahr, und damit einen neuen Rekordwert markiert.

Was auf den ersten Blick gut klingt, hat durchaus seine Schattenseiten: Ein Problem ist, dass der mit Abstand größte Teil der Ausschüttungen nach wie vor von den im DAX30 notierten Konzernen kommt. Daran wird sich auch in diesem Jahr nichts ändern. Gerade kleinere Firmen lassen ihre Anteilseigner entweder nicht an ihren Gewinnen teilhaben oder haben schlicht kein Geld, das sie ausschütten könnten. Rund 35 Milliarden der erwarteten 50 Milliarden Euro Dividendensumme dürften von den DAX30-Gesellschaft beigesteuert werden.

Ebenfalls kein Grund zur Freude sind die wenig überzeugenden Ausschüttungsquoten, also der Anteil des Gewinns, der an die Aktionäre ausgekehrt wird.

Schon im letzten Jahren wurde die seitens der DSW geforderte Ausschüttungsquote von 50 Prozent über alle Indices hinweg von etlichen Gesellschaften mehr oder weniger klar verfehlt. Doch damit nicht genug: Über die letzten Jahre ist auf breiter Front, also sowohl in den Auswahlindices als auch bei den Nebenwerten, ein Rückgang der Ausschüttungsquote zu verzeichnen. In der Konsequenz bedeutet das: wir werden zwar in diesem Jahr einen absoluten Dividendenrekord bekommen. Er fällt aber trotzdem deutlich zu niedrig aus.

Viele Dank für Ihre Aufmerksamkeit.

 

(Redner: Marc Tüngler)

Vielen Dank, Klaus Nieding.

Meine Damen und Herren,

lassen Sie mich nun zur DSW-Watchlist kommen, zu den 50 größten Kapitalvernichtern der im Prime Standard notierten Aktiengesellschaften. Bewusst beschränken wir uns bei der Erstellung der Watchlist schon von Beginn an auf die im Prime Standard notierten Werte, da das die Unternehmen sind, in die Privatanleger in der Regel ihr Geld investieren – oder besser: investieren sollten.

Und wie bereits in den Vorjahren, legen wir wieder zwei Listen vor. Eine Kurs- und einen Performance-Liste. Entschlossen haben wir uns dazu, weil die Gewinnausschüttungen der Unternehmen – wie die gerade von Klaus Nieding genannten Zahlen zeigen, durchaus zurecht – immer mehr in den Fokus auch privater Anleger geraten sind. Nichts geändert haben wir an der Praxis, Unternehmen bzw. Aktien, die noch keine fünf Jahre am Markt sind, nicht zu berücksichtigen. Dies gilt ebenso für insolvente Gesellschaften, soweit sie nicht in einem Insolvenzplanverfahren stecken.

Die Quote der Dividendenzahler auf der Liste hat sich im Vergleich zum Vorjahr erhöht. Hatten im vergangenen Jahr 30 der 50 Unternehmen in dem Betrachtungszeitraum von fünf Jahren mindestens einmal Gewinne an ihre Aktionäre ausgeschüttet, waren es diesmal 36 AGs auf der Kurs-Watchlist und auf der Performance-Watchlist 33 Gesellschaften. Eine gute bzw. überhaupt eine Dividende schützt also nicht zwingend vor Verlusten.

Wie entscheidend Gewinnausschüttungen jedoch sein können, zeigt sich an den vier Gesellschaften (RTL Group, Telefonica Deutschland, Ludwig Beck und Deutsche Euroshop), die es dank der gezahlten Dividenden geschafft haben, auf der Performance-Liste nicht mehr vertreten zu sein. In der Kurs-Liste sind diese AGs blau markiert.

Insgesamt schneiden, verglichen mit den Auswahl-Indices, sowohl Kurs- als auch Performance-Watchlist insbesondere im Drei- und Fünf-Jahreszeitraum katastrophal ab.

Im Ein-Jahresvergleich, der in der Bewertung am geringsten gewichtet wird, liegen die Watchlist-Gesellschaften im Gesamtdurchschnitt mit einem Plus von rund acht respektive zwölf Prozent dagegen diesmal gar nicht so schlecht. Die Performance-Liste liegt fast gleich auf mit dem DAX30. Immerhin 24 der AGs, die sich auf der Kurs-Liste befinden, lagen 2017 teilweise deutlich im Plus. Auf der Performance-Liste haben das 26 Gesellschaften geschafft.

Im mittel- bis langfristigen Bereich, also in dem Zeithorizont, den Privatanleger meist im Blick haben, sieht es allerdings nach wie vor schlecht aus. Insgesamt schrumpfte der „DSW-Performance-Watchlist-Index“ im Drei-Jahreszeitraum um rund 23 Prozent, der Kurs-Index fiel um etwa 25 Prozent. Im Fünf-Jahresvergleich lag der durchschnittliche Kursrückgang inklusive Dividendenzahlungen bei minus 11 Prozent, ohne Gewinnausschüttungen bei minus 19 Prozent.

Index

1 Jahr

3 Jahre

5 Jahre

DAX30

13 Prozent

25 Prozent

61 Prozent

MDAX

18 Prozent

53 Prozent

117 Prozent

SDAX

25 Prozent

68 Prozent

130 Prozent

TecDAX

40 Prozent

89 Prozent

213 Prozent

 

 

 

 

„Kurs“-DSW-Watchlist

8 Prozent

-25 Prozent

-19 Prozent

„Performance“-DSW-Watchlist

12 Prozent

-23 Prozent

-11 Prozent

Das Jahr 2017 insgesamt war kein ganz ruhiges Börsenjahr. Auf eine stürmische Anfangsphase folgte eine Durststrecke, die von Mai bis August andauerte und durch langsam aber stetig fallende Kurse charakterisiert war. Danach zog der DAX30 dann wieder deutlich an und markierte Anfang November 2017 mit rund 13.480 Punkten ein neues Rekordhoch, nur um bis Ende des Jahres wieder deutlich unter die Marke von 13.000 Punkten zu fallen.

Der DAX konnte, was die Kursentwicklung in den analysierten Zeiträumen angeht, diesmal mit keinem der anderen Auswahlindices mithalten. Deutlich die beste Performance legte der TecDAX hin. Insbesondere im Fünf-Jahreszeitraum konnte er sich absetzen.

Was die Kursentwicklung im Jahr 2017 angeht, lag bei den 30 im DAX gelisteten Gesellschaften die Aktie von Lufthansa mit einem Plus von fast 160 Prozent klar an der Spitze, gefolgt von der Commerzbank, die noch im letzten Jahr auf der DSW-Watchlist zu finden war, mit knapp 73 Prozent. Auf Rang drei liegt mit RWE ein Mitglied der aktuellen Watchlist. Gut 45 Prozent konnte der Energieversorger im Jahr 2017 zulegen. Für die Aktionäre, die sich vor fünf Jahren zum Kauf entschieden haben immerhin ein Trost, wenn auch ein schwacher. Sie lagen mit ihren Papieren Ende 2017 schließlich immer noch knapp 46 Prozent unter Wasser. Das Schlusslicht im DAX findet sich ebenfalls auf der Watchlist. Die Papiere der ProSiebenSat1 Media SE haben im Jahr 2017 knapp 22 Prozent an Wert verloren.

Im MDAX belegte im Jahr 2017 die Uniper SE mit einem Plus von rund 105 Prozent den Spitzenplatz. Um 86 Prozent legten die Papiere der Leoni AG zu. Den dritten Rang erreichte mit 81 Prozent die Stada AG.

MDAX-Verlierer war mit einem Minus von rund 94 Prozent der aktuelle Top-Kapitalvernichter auf der DSW-Watchlist, die Steinhoff International Holding. Damit legt Steinhoff im Ein-Jahreszeitraum die schlechteste Performance aller analysierten Unternehmen hin. Gleiches ist dem Möbelkonzern auch im Drei-Jahreszeitraum gelungen. Lediglich im Fünf-Jahreszeitraum wird die Steinhoff-Aktie in ihrem tiefen Fall noch von den Watchlist-Urgesteinen Singulus Technologies (im letzten Jahr noch die Nummer eins unter den Flop-Aktien) und 11 88 0 Solutions überboten. Wobei diese beiden Gesellschaften im Ein-Jahreszeitraum seit langem mal wieder ein Plus vorweisen konnten.

Im TecDAX konnte mit Aixtron ein weiteres Ex-Mitglied der Watchlist-Familie mit plus 274 Prozent den ersten Platz belegen. Im vergangenen Jahr lag das Aachener High-Tech-Unternehmen noch auf Rang 5 der DSW-Watchlist. Im SDAX lag die Wacker Neuson SE mit einer glatten Kursverdopplung vorne. Schlechtester SDAX-Wert war mit einem Minus von rund 21 Prozent die Vossloh AG. Die Gesellschaft gehört zu den vielen Neueinsteigern auf den beiden DSW-Listen des Schreckens. Insgesamt sind 20 Unternehmen neu auf der DSW-Kurs-Watchlist und 16 AGs sind erstmals auf der DSW-Performance-Watchlist zu finden.

Neu ist – wie bereits erwähnt – auch der Spitzenreiter beider Listen, die Steinhoff International Holding. Der wirtschaftlich auf der Kippe stehende Möbelkonzern, der bis vor kurzem noch im MDAX notiert war, hat in allen drei Vergleichszeiträumen katastrophal abgeschnitten. Grund war der dramatischen Kurssturz Anfang Dezember 2017, der auf die Nachricht folgte, dem Unternehmen drohe die Überschuldung.

Auf Rang zwei folgt mit 11 88 0 Solutions eine Gesellschaft, die bereits seit Jahren einen Stammplatz unter den Flop-Fünf hat. Immerhin können die Anleger, die erst Ende 2016 die Aktien des Unternehmens erworben haben, sich über ein Plus von knapp 30 Prozent freuen. Eine solch positive Entwicklung haben die Papiere des Anbieters von Telefonauskünften schon lange nicht mehr zu verzeichnen gehabt. Für Langfristanleger ist das aber kein Trost. Sie liegen im Fünf-Jahreszeitraum trotz der 2017 gestiegenen Kurse immer noch mit 88 Prozent im Minus und im Drei-Jahreszeitraum mit knapp 75 Prozent.

Nicht viel besser sieht es bei dem Drittplatzierten Gerry Weber aus. Das Modeunternehmen, das vor wenigen Tagen den SDAX verlassen musste, kann in keinem der Vergleichszeiträume eine positive Kursperformance vorweisen. Auch wenn der Fall im letzten Betrachtungsjahr nicht mehr ganz so tief ausgefallen ist.

Platz vier auf der Kurs-Watchlist hat mit der Singulus Technologies AG ebenfalls ein alter Bekannter inne. Der Solarindustrie-Zulieferer ist auch eine Art Dauergast in den Top-Fünf der beiden Listen. Im Fünf-Jahresbereich legte Singulus die schlechteste Performance aller im Prime Standard notierten Aktien hin. Immerhin konnte die Gesellschaft im letzten Jahr eine noch beeindruckendere Kursrally verzeichnen als 11 88 0 Solutions. Aber selbst die fast 250 Prozent Plus waren für Langfristanleger kaum spürbar. Dafür war der Kurssturz, den das Papier in den Jahren zuvor hingelegt hatte, schlicht zu tief.

Die Top-Fünf der Performance-Watchlist sind – bis auf den dividendenbedingten Platzwechsel zwischen Gerry Weber und Singulus – identisch.

Dass auch Investitionen in große Gesellschaften mit vermeintlich erprobten Geschäftsmodellen nicht zwingend ein sicheres Investment sind, ist schon lange keine Neuigkeit mehr. In beiden Listen sind immerhin vier DAX-Gesellschaften zu finden. Oder besser gesagt, drei DAX-Gesellschaften, das sind die drei Dauer-Watchlist-Gäste Deutsche Bank, RWE und E.ON, und mit der ProSiebenSat1 Media SE ein DAX-Absteiger, der übrigens genauso wie ein weiterer Medienkonzern, die RTL Group, erstmals auf der DSW-Watchlist vertreten ist. Nicht mehr auf der DSW-Watchlist der größten Kapitalvernichter vertreten ist dagegen die Commerzbank.

Es ist eben nicht zwingend ein Verkaufssignal, wenn eine Gesellschaft auf einer der beiden Listen auftaucht. Ein funktionierendes Geschäftsmodell vorausgesetzt, ist es manchmal genau das Gegenteil. Hier kann sich insbesondere ein Blick auf den Ein-Jahreszeitraum lohnen, der ja bei etlichen Gesellschaften bereits wieder klar im Plus liegt. Einige können sogar im Drei-Jahres- und im Fünf-Jahresvergleich ein positives Ergebnis vorweisen.

16 Neueinsteiger auf der Performance-Watchlist und 20 auf der Kurs-Watchlist sind ein Beleg dafür, dass Unternehmen durchaus die Chance haben, die Listen wieder zu verlassen – und das nicht nur, weil andere Gesellschaften noch schlechter performen. Trotzdem bleibt es ein Warnsignal, das man als Aktionär ernst nehmen sollte, wenn eine der Gesellschaften, die man im Depot hat, sich auf einmal auf einer der beiden DSW-Watchlists wiederfindet.

Die Performance-Watchlist zeigt, dass mitnichten alles gut ist, wenn eine Gesellschaft Dividende zahlt. Zwar ist das – in der Regel – ein Hinweis auf ein funktionierendes, weil Gewinn abwerfendes Geschäftsmodell. Aber das muss eben nicht so sein. Die Dividende kann aus der Substanz kommen oder sie kann auf Sondereffekten beruhen. Und selbst wenn sie tatsächlich erwirtschaftet wurde, ist immer noch zu klären ob das Geschäftsmodell des Unternehmens wirklich zukunftsfähig ist.

Damit bin ich am Ende meiner Ausführungen zur DSW-Watchlist angelangt. Bevor wir nun aber endgültig zum Schluss kommen, erlauben Sie uns noch einen kurzen Exkurs. Der Fall P&R hat schließlich einmal mehr gezeigt, dass es nicht nur an den Börsen Kapitalvernichter gibt.

Dafür übergebe ich das Wort nochmals an Klaus Nieding und bedanke mich für Ihre Aufmerksamkeit. 

DSW-Watchlist 2018 - Kurs

DSW-Watchlist 2018 - Performance

 

(Redner: Klaus Nieding)

Meine Damen und Herren,

in Zeiten von Minizinsen suchen immer mehr Privatanleger nach Alternativen, die etwas mehr Rendite versprechen, als klassische verzinsliche Anlagen. Gerade Investoren, die Aktien oder Aktienfonds gegenüber skeptisch eingestellt sind, landen häufig bei sogenannten Direktinvestments, besonders beliebt dabei: Schiffscontainer.

Das Modell solcher Direktinvestments ist denkbar einfach: Die Investoren werden selbst Eigentümer ihres Containers und vermieten diesen – über eine Verwaltungsgesellschaft, die in der Regel gleich-zeitig auch Verkäufer des Containers ist – an diverse Reeder weltweit. Die zu zahlenden Mieten werden von der Verwaltungsgesellschaft eingezogen und an die Eigentümer weitergeleitet. Nach den meist kurz laufenden Verträgen (3-5 Jahre) wurde in der Regel eine Rücknahme der Container durch den Veräußerer vereinbart, je nach Zeitpunkt des Erwerbes und Anbieter, als Kaufgarantie oder nur als unverbindliche Zusage.

Nun mussten gleich drei der vier Container-Leasing- und Vertriebsfirmen der Investmentgesellschaft P&R, einem Schwergewicht der Container-Branche, Insolvenz anmelden. Rund 3,5 Milliarden Euro an Anlegergeldern stehen im Feuer.

Der Fall zeigt, wie wichtig bei Direktinvestments die fortlaufende Beobachtung der Bonität des Verkäufers ist, der in der Regel auch Vertragspartner etwa als Mieter und – nach Ablauf der Mietzeit – Rückkäufer des jeweiligen Sachwerts ist. Der Investor hat im Krisenfall nur wenig davon, dass ihm ein Schiffscontainer gehört, der leer in einem Hafen steht, sein Vertragspartner aber wegen Insolvenz weder weitere Zahlungen leisten kann, noch für die notwendige logistische Abwicklung vor Ort zur Verfügung steht.

Zwar müssen seit Anfang 2017 Gesellschaften, die mit solchen Geschäftsmodellen an den Markt kommen, einen Verkaufsprospekt vorlegen, in dem Zahlen zur Unternehmenssituation zu finden sein sollten, doch leider hat der Fall P&R gezeigt, dass die Anforderungen an die Informationen nicht hoch genug sind. Wir halten allerdings nichts von Verboten ganzer Produktgruppen. Was aber auf jeden Fall gewährleistet sein muss, ist die Möglichkeit, die Bonität des Vertragspartners kontinuierlich, etwa über die Bereitstellung von Quartalszahlen, überprüfen zu können.

Im aktuellen Fall gilt es nun, alle juristischen Möglichkeiten zu prüfen, um für die betroffenen Anleger möglichst viel des von ihnen eingezahlten Kapitals zu retten. Dabei sind einige der wichtigsten Fragen:

1. Gesamtvermögenssituation der P+R Gruppe

In welchen Gesellschaften befinden sich welche Vermögensteile?

Wie kann dieses Vermögen für die Anleger genutzt werden?

Wie verhält sich die bisher nicht insolvente P&R AG (Muttergesellschaft der insolventen drei deutschen P&R-Gesellschaften) in der Folge - gerät diese auch in Schwierigkeiten?

Und wie verhält sich die bisher nicht insolvente P&R Transport Container GmbH in der Folge? Denn dort liegen auch noch 390 Millionen EUR Anlegergelder und diese Gesellschaft hat nach eigenen Angaben Forderungen gegen die insolventen P&R-Gesellschaften. Wenn diese Forderungen ausfallen infolge der Insolvenz kann das für deren Anleger auch große Probleme bedeuten.

2. Frachtcontainer

Wie können die Anleger ihr Eigentum an den Containern nachweisen?

Wie werden die einzelnen Container den Anlegern zugeordnet?

Wie kann der jeweilige Standort der Container ermittelt werden?

In welchem Zustand sind die Container?

Was ist mit verlorenen oder über Bord gegangenen Containern? Hat P&R für die notwendigen Versicherungen gesorgt und die entsprechenden Beiträge rechtzeitig und vollständig gezahlt?

Welchen Wert haben die Container derzeit?

Welche Verpflichtungen kommen durch die Insolvenz der drei P&R-Gesellschaften jetzt auf die Eigentümer der Container zu? Haften diese eventuell für Standplatzmieten in fremden Häfen, haften diese für eventuell durch Container verursachte Schäden, etc.?

3. Prüfung der Gerüchte des Betreibens eines angeblichen Schneeballsystems

Sollte sich das in der Presse kolportierte Gerücht bestätigen und wurden Mietverträge zu nicht marktgerechten Konditionen geschlossen, müssten Anleger nicht nur einen Verlust ihrer Anlage befürchten, sondern vielmehr auch, dass der Insolvenzverwalter gezahlte Ausschüttungen zurückverlangen würde. 

4. Prüfung von Prospekthaftungsansprüchen

Wer hat an der Erstellung der Prospekte mitgewirkt? Sind darin falsche Angaben enthalten und haften die Mitwirkenden deshalb?

5. Prüfung möglicher Ansprüche gegen Vermittler

In Bilanzen von Großbanken, insbesondere der Commerzbank AG und der HSH Nordbank, wurden bereits 2009 die Folgen der Krise der Container-Schifffahrt bilanziell abgebildet. Ist die Container-Schifffahrt in einer Krise, bedeutet das auch für den Containerumschlag entsprechende negative Auswirkungen. Diese Tatsache war damit sowohl dem Markt als auch den Vermittlern bekannt und hätte folglich bei der von der ständigen Rechtsprechung geforderten „anleger- und objektgerechten Beratung“ den Anlegern mitgeteilt werden müssen.

6. Prüfung möglicher Ansprüche gegen die Abschlussprüfer

Sollten sich die Gerüchte bewahrheiten, dass P&R in den Mietverträgen überhöhte und nicht marktübliche Mieten gezahlt oder ausgewiesen hat, hätten die Abschlussprüfer das im Rahmen der Erstellung der einzelnen Jahresabschlüsse feststellen müssen.

Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit.