Gegen Argentinien hilft nur Einigkeit
Rund 43 Milliarden US-Dollar hat sich Argentinien in den letzten Jahren über Fremdwährungsanleihen bei ausländischen Privatinvestoren geliehen. 20 Milliarden davon in Europa. Für alle diese Anleger stellt sich heute die Frage, wieviel sie von ihrem investierten Geld wiedersehen. Argentinien ist fast Pleite und will – wie jeder säumige Schuldner – sowenig wie möglich zurückzahlen. Deshalb laufen die Vorbereitungen für die kommenden Umschuldungsverhandlungen auch schon auf vollen Touren. Das Land lässt verlauten, dass sich Privatinvestoren auf einen Verlust von 90 Prozent einstellen sollten.
„Hier drängt sich der Verdacht auf, dass von argentinischer Seite bewusst versucht wird, den Wert der Anleihen herunter zu reden,“ meint Ulrich Hocker, Hauptgeschäftsführer der DSW (Deutsche Schutzvereinigung für Wertpapierbesitz). Und dies mit Erfolg. Für das Gros der betroffenen Anleihen muss heute an der Börse nur noch etwa 20 Prozent des ursprünglichen Wertes bezahlt werden. Trotzdem sieht Hocker noch eine Möglichkeit auf eine 100prozentige Rückzahlung, wenn auch wohl mit geringerer Verzinsung und längerer Laufzeit. „Entscheidend ist, dass die Privatanleger sich europaweit zusammentun, um mit einer möglichst großen Summe in die kommenden Umschuldungsverhandlungen zu gehen,“ so der DSW-Chef. Allein in Italien und Deutschland sind je rund 7 Milliarden US-Dollar der Argentinien-Anleihen an Privatanleger gegangen. „Wenn nur die Hälfte dieser Summe bei den Verhandlungen vertreten ist, stehen die Chancen nicht schlecht,“ meint Hocker. Und klar sei, dass eine Klage gegen Argentinien sinnlos ist, man könne zwar den Prozess gewinnen, aber die Forderung wohl kaum vollstrecken.