Vorstände sollen gläsern werden
Bundesjustizministerin Brigitte Zypries legt einen Gesetzentwurf vor, der deutsche Aktiengesellschaften zwingen soll, die Gehälter ihrer Vorstände individualisiert offen zu legen. Bisher reicht es aus, wenn die Summe genannt wird, die für den Gesamtvorstand aufgewendet wird. „Wir begrüßen ein solches Gesetz. Es ist nur konsequent, da die Bereitschaft, die Transparenz freiwillig zu schaffen, offensichtlich nicht vorhanden ist", kommentiert Ulrich Hocker, Hauptgeschäftsführer der DSW (Deutsche Schutzvereinigung für Wertpapierbesitz), das Vorhaben.
Für die Unternehmensbesitzer, also die Aktionäre, sei es ohne diese Information schlichtweg nicht möglich, zu entscheiden, ob die Bezahlung der Führungsriege der wirtschaftlichen Situation eines Unternehmens angemessen ist oder nicht. „Die Arbeit des Aufsichtsrats, der für die Gehaltsverhandlungen mit dem Vorstand verantwortlich ist, kann ebenfalls nur beurteilt werden, wenn die Karten auf den Tisch gelegt werden", sagt Hocker.
Ganz glücklich ist der Aktionärsschützer mit dem Entwurf nicht. „Die geplante Regelung, dass eine 75-Prozent-Mehrheit auf der Hauptversammlung die Transparenz verhindern kann, wird zu einer Zwei-Klassen-Gesellschaft führen. Großaktionäre, die die Gehälter aufgrund ihrer Position kennen und Privataktionäre, die sie nie erfahren werden", schimpft Hocker.