DSW-Watchlist 2007
Wie schon in den vergangenen Jahren, so legt die DSW (Deutsche Schutzvereinigung für Wertpapierbesitz) auch in diesem Jahr wieder ihre Watchlist vor. Hier finden sich die 50 größten Wertvernichter unter den deutschen Aktiengesellschaften. Zumindest soweit sie im laufenden Jahr noch eine Hauptversammlung abhalten.
„Entstanden ist die Liste als Hilfestellung für unsere Hauptversammlungssprecher. Wir wollten ein Instrument entwickeln, anhand dessen Problemfälle schnell zu erkennen sind", erläutert DSW-Hauptgeschäftsführer Ulrich Hocker. Seit einigen Jahren macht die Schutzvereinigung ihre Watchlist auch der Öffentlichkeit zugänglich. Für die Anleger eine wichtige Information, werden hier doch Risiken sichtbar. „Dabei kann die Investition in ein Unternehmen, das sich auf der Liste findet, durchaus Sinn machen. Schließlich wird gerade mit Turn-Around-Kandidaten viel Geld verdient. Allerdings müssen die Anleger sehr genau hinschauen, ob das Licht, dass sie am Ende des Tunnels zu sehen glauben, nicht der entgegenkommende Zug ist", mahnt Hocker zur Vorsicht.
Die Untersuchung:
Analysiert wurden in Zusammenarbeit mit der DSW-Mitgliederzeitschrift WERTPAPIER alle im Prime Standard der Deutschen Börse gelisteten Unternehmen, die seit mindestens fünf Jahren dort notiert sind. Die AGs, die lediglich im General Standard vertreten sind, also die Transparenzanforderungen des Prime Standards nicht erfüllen, wurden nicht mit in die Analyse einbezogen. „Diese Werte sind aufgrund der mangelnden Transparenz für Privatanleger nicht empfehlenswert", sagt Hocker. Dass aber auch eine Notierung im Prime Standard keine Garantie für Kursgewinne ist, macht die DSW-Watchlist überdeutlich.
Untersucht wurde die reine Kursperformance über ein Jahr, drei Jahre sowie fünf Jahre. Dividenden oder Sonderausschüttungen wurden nicht einbezogen. Basis ist der Schlusskurs des letzten Handelstages im jeweiligen Jahr. Die erzielte Performance fließt mit festgelegten Gewichten in die Gesamtnote ein. Durch die stärkere Gewichtung des Fünfjahresvergleichs treten Ausrutscher gegenüber mehrjährig intakten Kurstrends in den Hintergrund. Die in der Liste angegebenen Performance-Daten stellen jeweils die Entwicklung pro Jahr dar.
Den unrühmlichen ersten Platz auf der DSW-Watchlist nimmt die TRIA AG ein. Das Unternehmen mit Sitz in München ist nach eigenen Angaben „technologisch und methodisch führender Partner für Wissenstransfer und IT-Lösungen für Unternehmensprozesse". TRIA-Aktionären hat diese angebliche Führungsposition nicht viel gebracht. Anleger, die am 31. Dezember 2001 TRIA-Aktien im Wert von 10.000 Euro orderten, hatten am 31. Dezember 2006 noch eine Position in Höhe von rund 640 Euro im Depot. Wer Ende 2003 seine 10.000 Euro einsetzte, dem blieben nach drei Jahren auch nur 863 Euro übrig. Anleger, die erst Ende 2005 auf die Idee gekommen sein sollten, TRIA-Papiere zu kaufen, mussten bis Ende 2006 einen Verlust von 8.330 Euro hinnehmen.
Anleger, die vor fünf Jahren 10.000 Euro in Aktien der Nummer zwei der Liste, den österreichischen Laptop-Bauer Gericom, investierten, hatten am 31. Dezember 2006 gar nur 341 Euro übrig. Im Dreijahresvergleich blieben den Aktionären 1.636 Euro, im Einjahresvergleich noch 4.470 Euro.
Nach einem Software- und einem Hardwareunternehmen bleibt es einer Mediengesellschaft vorbehalten, das Trio-Infernale der DSW-Watchlist zu komplettieren. IM Internationalmedia nimmt den dritten Platz auf der diesjährigen DSW-Watchlist ein. 192 Euro erhielt ein Langfristanleger, der am 31. Dezember 2001 Aktien der Münchner Firma für 10.000 Euro gekauft hat, und diese am 31. Dezember 2006 wieder verkaufte. Damit verzeichnen die Münchner in diesem Vergleichszeitraum die höchste Verlustquote aller untersuchten AGs. Wurden die Papiere Ende 2003 erworben, konnten beim Verkauf rund 3.640 Euro erlöst werden. Mehr als halbiert hat sich der Wert der Aktien im Einjahresvergleich. 4.430 Euro blieben von 10.000 übrig, wenn die Papiere am 31. Dezember 2005 ge- und genau ein Jahr später wieder verkauft wurden.
Aber es gibt auch positive Nachrichten:
Im DAX30 gelistete Gesellschaften sind nicht mehr in der DSW-Watchlist vertreten. Im letzten Jahr war mit Infineon noch ein Unternehmen aus dem Börsenoberhaus auf Platz 47 zu finden. Auch aus den anderen Indices hat es nur wenige Firmen auf die Liste verschlagen. So findet sich auf Rang 31 mit dem Finanzdienstleister MLP nur eine AG aus dem MDax. Auf der DSW-Watchlist 2006 war MLP ebenfalls schon präsent, auf Platz 48.
Die beiden SDax-Unternehmen Medion und Thiel Logistik sind auch keine Neulinge unter den 50 größten Wertvernichtern. Der arg gebeutelte Computerbauer Medion belegte 2006 Rang 15. Damals war die Firma noch im MDax notiert. Mittlerweile ist die Gesellschaft in den SDax abgerutscht und stieg auf Rang 9 der DSW-Watchlist. Die Thiel Logistik AG hat Rang 25 beibehalten.
Aus dem TecDax sind der Maschinenbauer Singulus auf Rang 42, und der Biotechwert Evotec auf dem 47. Platz in der Liste zu finden. Während der Hersteller von CD- und DVD-Produktionsanlagen erstmals auftaucht, hatte die Evotec AG im vergangenen Jahr Platz 35 inne.