Gestiegene Hauptversammlungspräsenz reicht noch nicht aus
Waren 1998 noch rund 61 Prozent der stimmberechtigten Aktien auf den Hauptversammlungen der 30 im DAX notierten Gesellschaften vertreten, sank der Anteil bis 2005 auf nur noch knapp 46 Prozent. Nach einem leichten Anstieg im letzten Jahr konnte 2007 ein Plus von fast sieben Prozentpunkten auf über 56 Prozent (siehe Tabelle) verzeichnet werden. „Die Probleme sind damit zwar etwas kleiner, gelöst sind sie aber noch lange nicht", sagt Ulrich Hocker, Hauptgeschäftsführer der DSW (Deutsche Schutzvereinigung für Wertpapierbesitz). Die Gefahr, dass etwa wichtige Beschlüsse per Zufallsmehrheit gekippt werden, ist auch bei den aktuellen Zahlen nicht endgültig gebannt.
Nun will der Deutsche Sparkassen- und Giroverband (DSGV) die weitere Steigerung der Präsenz privater Aktionäre durch eine Vereinfachung des Depotstimmrechts erreichen. Danach sollen Kreditinstitute zukünftig nicht mehr verpflichtet sein, ihren Kunden Weisungsvorschläge für einzelne Tagesordnungspunkte zu geben. „Eine solche Lösung wäre nur vorstellbar, wenn neben den Vorschlägen der Verwaltung des Unternehmens auch auf die Vorschläge anerkannter Aktionärsvereinigungen wie der DSW hingewiesen wird. Wir brauchen einen Wettbewerb um Stimmrechte. Die Losung kann nicht lauten: ‚Alle Stimmen der Verwaltung’", sagt Hocker.
Die DSW favorisiert die Einführung eines so genannten Präsenz-Bonus. Also einer Extrazahlung für diejenigen Aktionäre, die ihre Stimmrechte auf einer Hauptversammlung selbst wahrnehmen oder vertreten lassen. „Der Vorteil liegt auf der Hand: Gerade ausländische institutionelle Investoren hätten damit einen echten Anreiz, auf den Aktionärstreffen präsent zu sein. Gleiches gilt für inländische Privatanleger, deren Interesse an einer Hauptversammlungsteilnahme durch einen solchen Bonus ebenfalls gestärkt werden dürfte", sagt DSW-Mann Hocker.