DSW-Watchlist 2008
Wie schon in den vergangenen Jahren, so legt die DSW auch in diesem Jahr wieder ihre Watchlist vor. Hier finden sich die 50 größten Wertvernichter unter den deutschen Aktiengesellschaften. Zumindest soweit sie im laufenden Jahr noch eine Hauptversammlung abhalten.
„Entstanden ist die Liste als Hilfestellung für unsere Hauptversammlungssprecher. Wir wollten ein Instrument entwickeln, anhand dessen Problemfälle schnell zu erkennen sind“, erläutert DSW-Hauptgeschäftsführer Ulrich Hocker. Seit einigen Jahren macht die Schutzvereinigung ihre Watchlist auch der Öffentlichkeit zugänglich. Für die Anleger eine wichtige Information, werden hier doch Risiken sichtbar. „Dabei kann die Investition in ein Unternehmen, das sich auf der Liste findet, durchaus Sinn machen. Schließlich wird gerade mit Turn-Around-Kandidaten viel Geld verdient. Allerdings müssen die Anleger sehr genau hinschauen“, mahnt Hocker zur Vorsicht.
Die Untersuchung:
Analysiert wurden in Zusammenarbeit mit der DSW-Mitgliederzeitschrift WERTPAPIER alle im Prime Standard der Deutschen Börse gelisteten Unternehmen, die seit mindestens fünf Jahren dort notiert sind. AGs, die lediglich im General Standard vertreten sind, also die Transparenzanforderungen des Prime Standards nicht erfüllen, wurden nicht mit in die Analyse einbezogen. „Diese Werte sind aufgrund der mangelnden Transparenz für Privatanleger nicht empfehlenswert“, sagt Hocker. Dass aber auch eine Notierung im Prime Standard keine Garantie für Kursgewinne ist, macht die DSW-Watchlist überdeutlich.
Untersucht wird die reine Kursperformance über ein Jahr, drei Jahre sowie fünf Jahre. Dividenden oder Sonderausschüttungen werden nicht einbezogen. Basis ist der Schlusskurs des letzten Handelstages im jeweiligen Jahr. Die erzielte Performance fließt mit festgelegten Gewichten in die Gesamtnote ein. Durch die stärkere Gewichtung des Fünfjahresvergleichs treten Ausrutscher gegenüber mehrjährig intakten Kurstrends in den Hintergrund. Die in der Liste angegebenen Performance-Daten stellen jeweils die Entwicklung pro Jahr dar.
Den unrühmlichen ersten Platz auf der DSW-Watchlist nimmt diesmal die Schweizer Corporate Equity AG ein. Hervorgegangen ist das Unternehmen mit Sitz in Zug aus dem ehemaligen Neue-Markt-Unternehmen Fantastic, einem Anbieter von Breitbandtechnologie. Heute ist man nach eigenen Angaben der „erste börsennotierte Private-Equity-Spezialist für Direktbeteiligungen an Private Equity Management“. Für Aktionäre kein gutes Investment. Anleger, die am 31. Dezember 2002 Aktien im Wert von 10.000 Euro orderten, hatten am 31. Dezember 2007 noch eine Position in Höhe von rund 494 Euro im Depot. Wer Ende 2004 10.000 Euro einsetzte, dem blieben nach drei Jahren 1.295 Euro übrig. Anleger, die erst Ende 2006 auf die Idee gekommen sein sollten, Papiere der Corporate Equity AG zu kaufen, mussten bis Ende 2007 einen Verlust von 7.640 Euro hinnehmen.
Anleger, die vor fünf Jahren 10.000 Euro in Aktien der Nummer zwei der Liste, den Münchner Medienwert IM Internationalmedia, investierten, hatten am 31. Dezember 2007 noch 1.032 Euro übrig. Im Dreijahresvergleich blieben den Aktionären sogar nur 923 Euro, im Einjahresvergleich noch 2.090 Euro.
Auf dem dritten Platz residiert mit der Tria IT AG der Vorjahressieger. Das Unternehmen mit Sitz in München ist nach eigenen Angaben „technologisch und methodisch führender Partner für Wissenstransfer und IT-Lösungen für Unternehmensprozesse“. TRIA-Aktionären hat diese angebliche Führungsposition nicht viel gebracht. Wer am 31. Dezember 2002 TRIA-Aktien im Wert von 10.000 Euro erwarb, hatte am 31. Dezember 2007 noch Papiere im Gegenwert von 1.271 Euro im Depot. Wurden die Papiere Ende 2004 erworben, konnten beim Verkauf nur rund 863 Euro erlöst werden. Im Einjahresvergleich lag der Verlust immerhin bei 4.860 Euro.
Aber es gibt auch positive Nachrichten:
Im DAX30 gelistete Gesellschaften sind erneut nicht in der DSW-Watchlist vertreten. Auch der TecDax ist entgegen den Erwartungen nur durch den DVD-Zulieferer Singulus vertreten. Und das Unternehmen hat sich im Zuge der Tatsache, dass sich Blue-Ray als System wohl durchsetzen wird, schon wieder deutlich von den Tiefstständen verabschieden können.
Trotzdem zeigt die Analyse deutlich: Auch in den großen Indices sind die Sparer nicht vor Missgriffen sicher. Mit dem klammen Finanzierer IKB, dem Maschinenbauer Heidelberger Druck sowie dem Finanzdienstleister MLP ist der MDax gleich dreimal vertreten. Auch der SDax schickt mit den beiden Immobilienspezialisten Deutsche Wohnen und TAG Tegernsee, dem Autositzhersteller Grammer, dem Spezialfinanzierer Grenkeleasing und dem Edelschneider Escada gleich eine ganze Reihe von Vertretern ins Rennen.