DSW - Erschreckende HV von Roth & Rau
„Die Hauptversammlung von Roth & Rau verlief erschreckend“, sagte Kerstin Bontschev, Hauptversammlungs-Sprecherin der DSW, im Nachgang zur HV des sächsischen Solarmaschinenbauer Roth & Rau am Freitag, 26. August 2011. „Weder wurde den Aktionären der Jahresfehlbetrag in Höhe von rund 28 Mio. Euro, noch die vorgenommenen Wertberichtigungen nachvollziehbar erklärt.“ Und dass, obwohl sich der Umsatz um 30% erhöht hatte, der Auftragseingang verdoppelt werden konnte und der Auftragsbestand gegenüber dem Vorjahr um 30% gesteigert werden konnte. Gleichzeitig waren die Abschreibungen allein auf Wertpapiere und Vermögensgegenstände des Umlaufvermögens von 108.000 Euro im Vorjahr auf knapp 16 Mio. Euro in 2010 gestiegen und Rechtsberatungskosten in Höhe von 5,6 Mio. Euro entstanden. Bontschev: „Der Firmengründer und Vorstandsvorsitzender Dietmar Roth hat nicht eine Aktionärsvertreter-Frage umfassend beantwortet und keine einzige der wirtschaftlichen Kennziffern wie Umsatz oder EBIT erläutert.“ Deswegen hat die DSW der Entlastung des Vorstands und des Aufsichtsrates nicht zugestimmt.
Die Aktionärsschützerin Bontschev bemängelte zudem die Vielfachrolle des Schweizer Bankinstituts Credit Suisse. Sie ist nicht nur Hauptkreditgeber vom neuen Großaktionär Meyer Burger, sondern berät gleichzeitig auch den Vorstandsvorsitzenden Dietmar Roth, hält Aktien an Roth & Rau und hat zudem das Wertgutachten (Fairness Opinion) für die Übernahme von Roth & Rau durch Meyer Burger erstellt. Bontschev: „Bei so vielen Mandaten ist es nicht ausgeschlossen, dass eine Interessenskollision entstehen kann.“
Um bestmöglich für die Rechte des Streubesitzes einzutreten, forderte Bontschev „schon jetzt einen Beherrschungs- und Gewinnabführungsvertrag zu vereinbaren, um den Aktionären auf der Basis einer neutralen Bewertung den Ausstieg aus dem Unternehmen zu ermöglichen.“ Bereits jetzt beherrsche Meyer Burger faktisch die Gesellschaft, jedoch fehle hierfür eine solide rechtliche Grundlage. Ob der Großaktionär Meyer Burger seinen Anteil weiter aufstocken wollte, um die hundertprozentige Kontrolle zu erlangen, ließ Dietmar Roth ebenfalls offen.
Bereits Ende Juni verwies die Deutsche Schutzvereinigung für Wertpapierbesitz e.V. (DSW) auf die vielen offenen Fragen beim sächsischen Solarmaschinenbauer Roth & Rau.