Baumarktkette Praktiker spielt Griechenland
Das klang gut. Immerhin eine Rendite von 5,875 Prozent pro Jahr bot der Baumarktbetreiber Praktiker den Käufern seiner Anleihe. Viele Privatanleger griffen zu und kauften das bis 2016 laufende Papier – was sollte schon passieren bei einem solchen Unternehmen? Doch jetzt zeigt sich, dass auch Gesellschaften mit bekannten Markennamen in Schieflage geraten können. „Die Anleihegläubiger sollen eine Reduzierung des Zinssatzes auf 1 Prozent abnicken. Wir raten, diesem Schnitt nicht zuzustimmen und Widerspruch einzulegen“, sagt Marc Tüngler, Hauptgeschäftsführer der DSW (Deutsche Schutzvereinigung für Wertpapierbesitz). Die Anleihegläubiger sollen dabei als einzige Kapitalgeber schmerzliche Einschnitte hinnehmen. Banken und Kreditgeber organisieren sich zwar neu, ihre Zinssätze bleiben aber unverändert. Damit nutzt Praktiker eine von der DSW im Gesetzgebungsverfahren scharf kritisierte Neuerung des Schuldverschreibungsgesetztes, nach der Konditionen durch Mehrheitsbeschluss geändert werden können. „Das erinnert durchaus an den von Griechenland durchexerzierten Schuldenschnitt“, sagt Tüngler.
Ein weiteres Ärgernis für den DSW-Experten ist die Informationspolitik des Unternehmens. „Die Anleger werden mit verwirrend formulierten Schreiben unter Zeitdruck gesetzt“, so Tüngler. Darin werden mehrere Termine genannt, an denen Geschädigte aktiv werden sollen. „Fast alle genannten Fristen sind lediglich Bitten, wer sie verstreichen lässt, macht keinen Fehler. Entscheidend ist nur die Zeit vom 22. bis zum 25. März, in der betroffene Anleger ihre Stimmen bei dem zuständigen Notar abgeben müssen. Die notwendigen Unterlagen können bei der Depotbank angefordert werden. Das Abstimmformular stellt Praktiker auf seiner Internetseite zur Verfügung. Die Stimmabgabe selber kann per Brief, per Fax oder auch per Mail durchgeführt“, erklärt Tüngler.