DSW: Argentinien-Anleger sollten Ruhe bewahren
Die letzte Staatspleite Argentiniens liegt gerade einmal 13 Jahre zurück. Jetzt steht das Land erneut am finanziellen Abgrund. „Privatanleger, die argentinische Anleihen besitzen, raten wir, Ruhe zu bewahren. Wer jetzt verkauft muss das Kapitel ‚argentinische Staatsanleihen‘ endgültig mit deutlichen Verlusten abschließen, auf die trotzdem Steuern zu zahlen sind, da alle neuen Anleihen als Finanzinnovationen eingestuft sind. Das heißt, dass immer die Differenz zwischen Verkaufskurs und erstem Kurs der neuen Anleihen zu versteuern wäre“, erklärt Thomas Hechtfischer, Geschäftsführer der DSW (Deutsche Schutzvereinigung für Wertpapierbesitz).
US-Hedgefonds nutzten während der Staatskrise vor 13 Jahren die Chance, sich billig mit Argentinien-Anleihen einzudecken und dem ausgehandelten Schuldenschnitt nicht zuzustimmen, um dann die volle Auszahlungssumme auf dem Klageweg durchzusetzen. Ein US-Gericht sprach ihnen 1,5 Milliarden Dollar zu, die Argentinien nicht zahlen will. „Die DSW war damals an den Verhandlungen entscheidend beteiligt. Aus unserer Sicht würde eine Befriedigung der Forderungen der Hedgefonds auf dem Rücken aller anderen Anleihegläubiger erfolgen, die damals der Einigung zugestimmt haben“, sagt Hechtfischer.
Die hartnäckige Weigerung Argentiniens, die Hedgefonds jetzt auszuzahlen, ist auch deshalb verständlich, weil beim letzten Default mit den Gläubigern eine „Besserungsklausel“ vereinbart wurde. „Sollte Argentinien bis Ende 2014 einem Gläubiger ein besseres Angebot machen als den Gläubigern damals, hätte alle ein Anrecht auf eine entsprechende Nachzahlung. Da käme durchaus ein dreistelliger Milliardenbetrag zusammen“, sagt Hechtfischer. Ob eine im Rahmen eines Gerichtsverfahrens erzwungene Zahlung allerdings tatsächlich als „Angebot“ im Sinne der Besserungsklausel zu verstehen wäre, ist zwar fraglich, aber nicht auszuschließen.
„Argentinien ist daher offenbar nicht bereit, sich erpressen zu lassen und riskiert lieber eine vorübergehende Pleite, damit nicht einzelne Anleger Vorteile aus der Situation ziehen“, meint Hechtfischer. Dies wird von der DSW ebenso begrüßt wie die Aussage des Wirtschaftsministers, wonach Argentinien seine Schulden weiter zahlen wolle – schließlich liege kein Default vor.