DSW: Das werden die spannendsten Hauptversammlungen und HV-Themen in 2015
Mit Siemens und ThyssenKrupp haben die ersten großen Hauptversammlungen der Saison 2015 bereits stattgefunden. Heute treffen sich die Infineon-Aktionäre in München. Doch das ist erst der Auftakt. In den kommenden Wochen und Monaten informieren die Aktiengesellschaften wieder ihre Anteilseigner über das abgelaufene Geschäftsjahr und stellen sich den kritischen Fragen ihrer Eigentümer. Auf rund 700 solcher Veranstaltungen werden die Sprecher der DSW (Deutsche Schutzvereinigung für Wertpapierbesitz) dieses Jahr den Unternehmen auf den Zahn fühlen.
„Neben übergeordneten Themen, wie beispielsweise Vorstandsvergütung, Prognosen oder Dividendenquoten, gibt es wieder eine ganze Reihe unternehmensspezifischer Fragestellungen. Dies nicht zuletzt, da die Herausforderungen an die Unternehmen im aktuellen makroökonomischen Umfeld enorm gestiegen sind. Und so scheint - trotz der Rekordstände an den Börsen - noch lange nicht für alle Aktionäre die Sonne“, stellt Marc Tüngler, DSW-Hauptgeschäftsführer, fest.
Vor diesem Hintergrund hat die Schutzvereinigung ihre Sprecher gefragt, welche der Aktionärstreffen sie in diesem Jahr für aufregend, spannend oder besonders kontrovers halten. Die Ergebnisse zeigen, wo die Aktionäre sich 2015 auf besonders viel Zündstoff einstellen können:
Adidas AG
Wie geht es weiter mit Herbert Hainer und „seiner“ Adidas AG? Diese Frage nach der richtigen Strategie gilt es zu beantworten. Die Russlandsanktionen und der fallende Rubelkurs setzten dem Sportartikelhersteller zuletzt arg zu. In 2015 steht zudem kein wirklich großes Sportereignis an, das positive Impulse setzen könnte. Die Aktionäre sind besorgt.
Commerzbank AG
Die Commerzbank gehört zu den Dauerbrennern unter den kritischen Aktionärstreffen. Die Themen sind nicht trivial: Kommt das Unternehmen endlich wieder auf die Füße? Und steht sie am Ende gar besser da als die Deutsche Bank?
Delticom AG
Der Reifenonlinehändler hatte im letzten Jahr den Konkurrenten Tirendo übernommen. Bisher hat sich das nicht wirklich bezahlt gemacht. Ein weiteres Thema wird der nicht ausreichend aufgearbeitete Weggang des Finanzvorstands Frank Schuhardt im letzten Geschäftsjahr sein.
Deutsche Bank AG
Die größte deutsche Bank gilt schon seit einigen Jahren fast als Synonym für aufwühlende Hauptversammlungen. In der diesjährigen wird es in erster Linie um die Frage nach der Verantwortlichkeit für Schäden durch Rechtsprozesse gehen. Auch das schwächelnde Hauptgeschäft wird sicher für Diskussionsstoff sorgen. Im Zentrum wird dabei die bis zur HV ausgerufene „neue“ Strategie stehen.
Deutsche Börse AG
Auf der Hauptversammlung der Deutsche Börse AG wird die Inthronisierung des Nachfolgers des langjährigen Vorstandschefs Reto Francioni die Diskussion bestimmen. Mit Carsten Kengeter übernimmt ein Investmentbanker das Ruder, von dem eine Antwort auf die Frage nach der Perspektive des Unternehmens erwartet wird.
Deutsche Lufthansa AG
Egal, ob Kabine, Boden oder Cockpit, irgendjemand streikt anscheinend immer. Die Belastungen aus diesen Arbeitskämpfen kommen zu den vielfältigen operativen Herausforderungen, denen sich die Airline ausgesetzt sieht, noch hinzu. Auch wenn aktuell der niedrige Kerosinpreis hilft, gibt es zu dem Sparprogramm keine echte Alternative. Die Konkurrenz auf der Langstrecke ist hart. Da gilt es umzudenken – das gilt für alle Stakeholder.
Deutsche Telekom AG
Der Vorstand der Deutschen Telekom hat zuletzt selbstbewusst agiert und ist einige Probleme aktiv angegangen. So mancher alte Zopf sollte aus Sicht der Aktionäre aber noch abgeschnitten werden. Dass die Geschäfte in Großbritannien und den USA mittlerweile besser laufen, goutieren die Anleger. Offen ist allerdings nach wie vor, wie das Unternehmen auf den kontinuierlichen Preisverfall bei gleichzeitig exorbitanten Investitionsvolumen reagieren wird. Auch die Frage, wie die Deutsche Telekom sich gegen Google & Co. positionieren wird, ist noch offen.
Fraport AG
Die Anteilseigner der Frankfurter Flughafengesellschaft Fraport interessiert vor allem die weitere Planung rund um das für die wirtschaftliche Entwicklung des Unternehmens wichtige Terminal 3. Der Bau des neuen Terminals soll nach langen Auseinandersetzungen im Sommer beginnen. So ganz glauben können die Fraport-Aktionäre das aber noch nicht.
Lanxess AG
Lanxess-Aktionäre sind zuletzt Kummer gewohnt. Hoffnung keimte mit dem neuen Vorstandschef Matthias Zachert auf. Der bittet um Geduld, die die Aktionäre wohl auch aufbringen werden (müssen). CEO Zachert wird gut beraten sein, seinen Fahrplan konkret zu erläutern. Die Geduld (auch mit ihm) wird umso größer ausfallen, je transparenter er die geplanten Restrukturierungsschritte darstellt.
Neschen AG
Der Maschinenbauer hat bereits geraume Zeit Probleme mit einem US-Hedgefonds, der von JP Morgan ein Kreditpaket der Neschen AG übernommen hat und das Unternehmen seitdem im Unklaren lässt, wie es weitergeht. Sollte es hier zu einer ordentlichen Hauptversammlung kommen, wird genau diese Schwebesituation Hauptthema sein. Für Konfliktstoff ist gesorgt, geht es doch um die entscheidende Weichenstellung: Insolvenz oder Kapitalschnitt.
Rhön-Klinikum AG
Um den Krankenhausbetreiber tobt seit Mitte 2013 ein erbitterter Übernahmekampf zwischen Fresenius Helios, Asklepios sowie B. Braun Melsungen. Mittlerweile hat Fresenius das Gros der Rhön-Kliniken übernommen. Wegen des Verkaufs ist der Umsatz massiv eingebrochen. Gleichzeitig hat der Verkaufserlös den Gewinn kurzfristig um mehr als 1,1 Milliarden Euro nach oben getrieben. Auf der Hauptversammlung werden die Anteilseigner wissen wollen, was jetzt aus der Rumpf-AG wird.
RWE AG & E.ON SE
Die beiden Versorger stehen seit dem Atomausstieg arg unter Beschuss. Ein neues Geschäftsmodell muss her, zeichnet sich aber noch nicht klar ab. E.ON hat mit seiner Ankündigung, die konventionelle Stromerzeugung abzuspalten, einen ersten Aufschlag gewagt. Ob und wie RWE folgt, ist noch unklar. Die Aktionäre machen sich Sorgen und erwarten auf den Versammlungen endlich klare Antworten.
SGL Carbon AG
Die SGL Carbon hat etliche Verlustjahre hinter sich. Entsprechend leidgeprüft sind die Aktionäre der Gesellschaft. Auf der Hauptversammlung wird es daher, neben der wenig erfreulichen Vergangenheit, um die Zukunft gehen. Die Frage danach, wer maßgeblicher Großaktionär wird – bisher gehören knapp 28 Prozent der Beteiligungsgesellschaft SKion GmbH und gut 18 Prozent der BMW AG – oder ob gar eine Übernahme denkbar ist, dürfte hier neben dem Ausblick auf das Jahr 2015 die Hauptversammlung bestimmen.
Singulus Technologies AG
Das High-Tech-Maschinenbauunternehmen steckt schon seit geraumer Zeit in der Krise. Es schwankt zwischen Pleitekandidat und Turnaround-Chance. Jetzt wollen die Aktionäre endlich wissen, woran sie sind und welche Zukunftstechnologie das Überleben langfristig sichern soll.
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