Prognosestudie von Kirchhoff Consult und DSW: Steigende Anzahl an DAX-Konzernen mit niedriger Transparenz

 

Düsseldorf, 3. Juli 2024 – Die Hamburger Kommunikations- und Strategieberatung für Finanzkommunikation und ESG, Kirchhoff Consult,hat gemeinsam mit der Deutschen Schutzvereinigung für Wertpapierbesitz e.V. (DSW) erneut die Transparenz der Prognoseberichte der DAX 40-Unternehmen untersucht. Die Studie wird seit 2005 regelmäßig durchgeführt und untersucht die qualitativen sowie quantitativen Angaben zur zukünftigen Geschäftsentwicklung der Konzerne. Die aktuelle Erhebung basiert auf den Prognoseberichten der Geschäftsberichte 2023. Airbus und Qiagen haben keinen Prognosebericht vorgelegt und wurden in der Studie somit nicht weiter berücksichtigt.

 

Im Vergleich zum Vorjahr entwickelt sich die Prognosetransparenz insgesamt stabil. Dabei bietet die diesjährige Analyse eine besonders hohe Vergleichbarkeit zum Vorjahr, da es keine Veränderungen in der Zusammensetzung des DAX 40 gab. Auch die Methodik der Datenerhebung blieb gleich: Anhand von 15 Kriterien wurden die Prognoseberichte in die Transparenzkategorien „hoch“, „mittel“ und „niedrig“ eingeteilt. Mit 18 Unternehmen erreichten knapp die Hälfte der DAX 40-Konzerne die Kategorie „hoch“. Zu diesen zählen die Best-Practice-Berichte der Deutsche Telekom und des Gesundheitsdienstleisters Fresenius. Hingegen wird die Prognosetransparenz der Deutschen Bank, der Commerzbank und von Merck als niedrig eingestuft. Somit erhöht sich die Anzahl der Konzerne in der untersten Transparenzkategorie von einem auf drei Unternehmen.

 

Jens Hecht, CFA, Managing Partner bei Kirchhoff Consult: „An der Börse wird die Zukunft gehandelt. Dennoch erwartet kein Investor, dass jede Prognose auch eintreffen wird. Sie erwarten aber von den Unternehmen einen sorgfältigen und transparenten Umgang mit den Prognosen. Ein entsprechend gutes Erwartungsmanagement schafft Vertrauen und kann den Aktienkurs stärken. Somit ist es erstaunlich, dass dieses Jahr mehr Unternehmen in die niedrige Transparenz fallen als in den Vorjahren.“

 

Konzernergebnis wird am häufigsten quantifiziert

Das wichtigste Kriterium in der Erhebung ist die Prognose über das zukünftige Ergebnis. Die deutliche Mehrheit von 33 Unternehmen quantifiziert das Konzernergebnis. Im Vergleich zum Vorjahr ist dies eine Zunahme um zwei Unternehmen. Das Ergebnis auf Segmentebene quantifizieren 25 Unternehmen. Hinsichtlich einer mittelfristigen Prognose über den Zeitraum von einem Jahr hinaus ist die Entwicklung jedoch negativ. Mit einer Abnahme um zwei Unternehmen veröffentlichen nur noch drei Konzerne eine quantifizierte mittelfristige Prognose.

 

Umfangreiche Berichte bedeuten nicht gleich eine hohe Transparenz

Wie auch in den vorherigen Jahren zeigt die diesjährige Untersuchung, dass mit einer höheren Seitenzahl nicht unbedingt eine bessere Prognosetransparenz einhergeht. Die Prognoseberichte in der niedrigsten Transparenzkategorie sind mit durchschnittlich sechs Seiten sogar am längsten. Der Seitendurchschnitt in der Kategorie „hoch“ liegt bei 5,2 Seiten. Darüber hinaus zeigen Unternehmen wie Bayer und RWE (jeweils 2 Seiten) sowie Covestro, DHL Group und Siemens (jeweils 3 Seiten), dass auch mit kurzen Berichten eine hohe Transparenz zu erreichen ist.

 

Stagnation bei Prognosen zu nichtfinanziellen Leistungsindikatoren

Die Bedeutung nichtfinanzieller Leistungsindikatoren nimmt stetig zu. Bisher veröffentlichen jedoch weniger als ein Drittel der untersuchten DAX 40-Konzerne diesbezüglich Angaben in ihren Prognoseberichten. Im Vorjahresverglich ist eine Abnahme von 13 auf 12 Konzerne auf qualitativer Ebene festzustellen. Hingegen hat sich die Anzahl der Unternehmen mit quantitativen Prognosen auf 8 erhöht (Vorjahr: 6).

 

Marc Tüngler, Hauptgeschäftsführer Deutsche Schutzvereinigung für Wertpapierbesitz e.V. (DSW): „Die Prognosequalität spiegelt oft die gute oder eben schlechte Governance eines Unternehmens wider. Besonders kritisch und aus Anlegersicht bisweilen fatal wird es, wenn mit bereinigten Zahlen gearbeitet wird. Dass nun ausgerechnet im Bereich der nichtfinanziellen Kennzahlen die Prognosequalität gelitten hat, ist mit Blick auf die Umsetzung der CSRD und der CS3D ebenso beachtlich wie bedenklich.“

 

Vincent Furnari, Managing Partner bei Kirchhoff Consult: „Durch die Corporate Social Reporting Directive (CSRD) wurden mittels der European Sustainability Reporting Standards (ESRS) inzwischen allgemeingültige Berichtsstandards für die Nachhaltigkeitsberichterstattung eingeführt. Schon in den aktuellen Nachhaltigkeitsberichten wurden Key Performance Indikatoren für Nachhaltigkeitsziele definiert. Leider finden solche nichtfinanziellen Leistungsindikatoren nur bei weniger als einem Drittel der DAX 40-Unternehmen im Prognosebericht eine Berücksichtigung. Dabei kommt diesen am Kapitalmarkt eine immer höhere Bedeutung zu. Es fehlt somit oft eine Verknüpfung des Finanzberichts mit dem Nachhaltigkeitsbericht. Wir gehen davon aus, dass sich das mit der verpflichtenden Integration des Nachhaltigkeitsberichts in den Lagebericht deutlich verbessern wird.“

 

 

 

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