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Bilanzierungsregeln in Europa und den USA
Frage: Seit Beginn der Finanzkrise ist mein Misstrauen gegenüber den Banken extrem gestiegen. Die Nachrichten aus dem Sektor verunsichern mich noch weiter. So habe ich gelesen, dass die Deutsche Bank nur dank neuer Bilanzregeln gute Quartalszahlen vorlegen konnte. Zugleich sagt aber der Vorstandsvorsitzende Josef Ackermann, dass die US-Banken wegen der geltenden Bilanzierungsregeln Wettbewerbsvorteile hätten. Wie passt das zusammen?
Sabine S., Gütersloh
Antwort: Die Deutsche Bank hat wie andere Institute von neuen Möglichkeiten bei der Bewertung einzelner Bilanzpositionen zum „Fair Value“ Gebrauch gemacht hat und dies in ihrem Quartalsbericht auch gut erläutert. So wurden bestimmte Vermögenswerte bei denen der faire Marktwert nicht zu ermitteln ist oder deren innerer Wert aufgrund der mangelnden Liquidität in den Finanzmärkten momentan nicht wiedergegeben werden kann, „umgegliedert“. Dies ist zulässig und in Anbetracht der verzerrten Marktpreise auch verständlich. Es veschafft dem Kreditsektor zusätzlich ein wenig Luft.
Auch in den USA wurden die Bilanzierungsregeln geändert: Das zuständige Financial Accounting Standards Board (FASB) gestattet den US- Banken großzügigere Regeln, mit denen ein hypothetischer Preis für aktuell kaum zu bewertende Vermögensposten ermittelt werden kann.
Europäische Banken dürfen diesen Spielraum nur eingeschränkt nutzen. In der Folge sind die europäischen Banken zu höheren Wertberichtigungen gezwungen. Das ist der Wettbewerbsnachteil, der von Josef Ackermann kritisiert wird. Diese unterschiedlichen Bilanzierungsregeln in den Vereinigten Staaten mit US-GAAP und in Europa IFRS erschweren es zurzeit das Vertrauen der Investoren in das Funktionieren der Finanzmärkte wiederherzustellen. Von daher wäre eine möglichst zügige Angleichung beider Standards sicher hilfreich.
Jella Benner-Heinacher