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Hat die IFRS-Bilanzierung die aktuelle Finanzkrise verschärft?
Frage: Jeden Tag erreichen uns aus der Bankenszene neue Hiobsbotschaften. Die Schweizer UBS kündigte Abschreibungen von mehr als 12 Milliarden Euro an, die Deutsche Bank spricht von 2,5 Milliarden Euro. Nun gibt es wichtige Stimmen aus der Bundesbank und vom weltgrößten Bankenverband IIF (Institute of International Finance), die die Bilanzierungsregeln nach internationaler Rechnungslegung (IFRS) als krisenverschärfend kritisieren. Vor allem der sogenannte Fair-Value-Ansatz müsse in Krisenzeiten überdacht und geändert werden. Was heißt das konkret? Und wieso ist auf einmal die Bilanzierung an der Finanzkrise Schuld?
Christiane F. aus Berlin
Antwort: Zunächst ist festzuhalten, dass die internationalen Bilanzierungsregeln sicher nicht Auslöser für die Finanzkrise waren. Bereits seit 2005 gilt bei der Bewertung der Aktiva der Unternehmen das auch als „Fair-Value-Ansatz“ bezeichnete Zeitwertprinzip. Für Banken bedeutet dies, dass Wertpapiere in ihrem Portfolio, die starke Kurseinbußen erlitten haben, in der Folge auf der Basis des Fair Value auch hohe Wertberichtigungen nach sich ziehen. Zwangsläufig müssen dann oft Wertpapiere verkauft werden, was wiederum zu weiteren Kursverlusten führt. Insoweit ist es richtig, das Prinzip der Zeitwertbewertung als krisenverschärfend zu bezeichnen. Allerdings hat die Bankenbranche zuzeiten des Aufschwungs von diesem Bewertungsprinzip auch erheblich profitiert und konnte Gewinne sowie Ausschüttungen rasant steigern. Während dieser Ära gab es im Übrigen kaum Kritik an den Bilanzierungsregeln. Wenn nun aktuell die Bilanzierungsregeln geändert würden, so wäre dies sicherlich das falsche Signal in Richtung Kapitalmärkte.
Jella Benner-Heinacher