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Sollte ich ETFs kaufen?
Frage: Seit Jahren empfehlen viele Börsenmagazine ETFs zum Kauf. Die Begründung ist immer die gleiche: Die Kosten bei diesem Investment seien viel niedriger als bei den traditionellen Investmentfonds. Zugleich könne man über Indizes, die den ETFs zu Grunde liegen, praktisch jedes Börsenthema wunderbar abdecken. Diese Argumentation hat mich überzeugt. Und so habe ich ETFs auf europäische Aktien- und Anleiheindizes gekauft. Jetzt berichten viele Zeitungen und Magazine, dass die Wertentwicklung von ETFs schlechter sein kann als die des jeweiligen Index und die Kosten der ETFs teilweise höher sind als angenommen. Ich bin nicht sicher, ob das auch auf meine Investments zutrifft. Was stimmt denn nun?
Holger D. aus Bad Kreuznach
Antwort: Die Klasse der Exchange Traded Funds, kurz ETFs, erlebte in den vergangenen Jahren einen enormen Popularitätsschub. Dahinter stecken zwei Grundgedanken. Erstens sollten ETFs in der Regel günstiger sein, weil sie passiv gemanagt werden. Zweitens besagt die Theorie, dass es auf Dauer nur schwer gelingt, besser zu sein als der jeweilige Vergleichindex. Das sind zwei starke Kaufargumente. Dennoch muss man auch bei dieser Anlageklasse genau hinsehen. Wichtig ist eine hohe Transparenz des Produkts. Für Sie heißt das, zunächst zu prüfen, welchen Anlagestil Ihr ETF gewählt hat. Bei der „Full Replication“ kauft der ETF bei einem Aktienindex alle Aktien mit ihrem jeweiligen Indexgewicht. Bei den großen europäischen Aktien- und Anleiheindizes ist dies kein Problem. Schwieriger wird es bei den Indizes in kleineren Schwellenmärkten. Diese Märkte sind oft illiquide und sogar für Profis nur schwer zugänglich. Hier ist also durchaus Vorsicht geboten. Viele Anbieter begnügen sich dann mit dem sogenannten Sampling. Sie wählen Einzeltitel der Anlagebasis aus, die den Index abbilden sollen. Hier zeigen sich in der Praxis oft erhebliche Abweichungen zum zu Grunde liegenden Index und zu dessen Wertentwicklung. Auch bei den Kosten lohnt es sich, genau auf die Gesamtkostenquote des ETF-Investments zu schauen und diese mit anderen ähnlichen Produkten zu vergleichen.
Jella Benner-Heinacher