Umwandlung von Vorzügen in Stämme

Frage: Seit über zehn Jahren halte ich Vorzugsaktien der Jagenberg AG. Jetzt sollen die Vorzüge in Stämme umgewandelt werden. Für mich sieht das stark nach Manipulation aus. Wie kann es sonst sein, dass bereits seit Jahren mangels Gewinn bei Jagenberg die Vorzugsdividende entfällt und jetzt, wo es Anzeichen der Besserung gibt, werden die Vorzüge in Stämme umgewandelt? Mich interessiert nun, was mit meinen Nachzahlungsansprüchen passiert, die ich als Inhaber der Vorzugsaktie habe?

Hannelore Sch. aus Dinslaken

 

Antwort: Laut Satzung der Jagenberg AG handelt es sich bei ihren Nachzahlungsansprüchen nicht um einen selbstständigen Anspruch, sondern vielmehr nur um eine so genannte „rechtlich nicht verselbstständigte Aussicht“ der Vorzugsaktionäre, im Fall einer zukünftigen Dividendenzahlung bevorzugt bedient zu werden. Das würde bedeuten, dass mit Umwandlung der Vorzüge in Stämme angesammelte Nachzahlungsansprüche verfallen.

Das Brisante an dieser Situation ist, dass das Unternehmen jetzt nach einer langen Krise kurz vor der Rückkehr in die Gewinnzone steht. Nachzahlungsansprüche wären damit zumindest in Sicht. Vor diesem Hintergrund hat die DSW auf der Hauptversammlung die Umwandlung der Vorzüge in Stämme zu diesem Zeitpunkt heftig kritisiert. Es erscheint eine aus Sicht des Großaktionärs „preiswerte“ Methode zu sein, sich von dem Modell der Vorzugsaktie zu verabschieden. Ob die Umwandlung der Vorzüge in Stämme rechtlich einwandfrei ist, wird zurzeit im Hause der DSW rechtlich geprüft. Moralisch ist das Prozedere mehr als bedenklich. Einziger Gewinner wäre schließlich der Großaktionär, der 99 Prozent der Jagenberg-Stammaktien, die nicht börsennotiert sind, sowie 86 Prozent der börsennotierten Vorzüge hält.

Jella Benner-Heinacher