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Unabhängigkeit Rating-Agenturen
Frage: Seit geraumer Zeit verfolge ich schon die Aktivitäten amerikanischer Ratingagenturen wie Moody’s und Standard& Poor’s in Deutschland. Offensichtlich scheinen diese Agenturen auch bei deutschen Aktiengesellschaften immer mehr an Einfluss zu gewinnen, denn zumindest bei den DAX30-Gesellschaften ist ein echter Kampf um das beste Rating ausgebrochen. Stellt sich die Frage, wie unabhängig die Urteile der Ratingagenturen tatsächlich sind?
Holger J. aus Rottweil
Antwort: Sie haben Recht, seit den eklatanten Fehleinschätzungen der Ratingagenturen wegen Enron und Worldcom stehen diese unter erheblichem Druck. Potenzielle Interessenkonflikte sind bei den Agenturen oft nicht von der Hand zu weisen und sorgen immer wieder für Zweifel an deren Unabhängigkeit. Dies ist einer der Gründe, warum Standard&Poor’s einen eigenen Verhaltenskodex entwickelt hat, in dem die Unabhängigkeit der Analysten betont und mehr Transparenz in Aussicht gestellt wird. Aus Sicht der DSW ist dies sicherlich ein wichtiges Signal. Ob allerdings eine freiwillige Regelung auf Agenturebene ausreicht, scheint fraglich. Sicher kann eine nationale Aufsichtsbehörde wie die Bundesanstalt für Finanzdienstleistungsaufsicht (BaFin) in Deutschland nicht den kompletten Ratingprozess beaufsichtigen. Sie kann aber grundsätzliche Regelungen entwickeln, die alle Agenturen bei ihren Bewertungsverfahren anwenden müssen. Dadurch wird eine bessere Vergleichbarkeit ermöglicht und die Transparenz des Ratings erhöht. Diese erhöhte Transparenz ist vor dem Hintergrund des zunehmenden Einflusses der Agenturen unabdingbar. Schließlich entscheidet das Ratingergebnis mit über die Höhe der Kreditkosten für das jeweilige Unternehmen, was natürlich auch für Aktionäre eine bedeutende Rolle spielt.
Jella Benner-Heinacher