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Was ist eigentlich die sog. "Geisterliquidität"?
Frage: Nach der Finanz- und Bankenkrise war die EU-Kommission in Brüssel aus meiner Sicht zu Recht sehr aktiv im Gestalten und Verkünden neuer Gesetzesvorschläge zur Beaufsichtigung und Regulierung des Finanzmarktes. Mittlerweile ist es aber ruhiger geworden bei der EU-Kommission, oder täusche ich mich? Dabei macht es von außen den Eindruck, als seien wichtige Punkte noch ungelöst. Beispielsweise die Frage des Hochfrequenzhandels. Hier höre ich immer noch von der so genannten „Geisterliquidität“. Was ist das eigentlich genau und welche Regulierungsschritte sind in dem Bereich erfolgt oder werden weiter geplant?
Walter Z. aus Aachen
Antwort: Sie haben Recht: Die EU-Kommission war in den letzten Jahren sehr eifrig im Hinblick auf neue Regelungen zur Vermeidung erneuter Banken- und Finanzkrisen. Dazu gehört neben „MIFID 2“auch die Einführung einer einheitlichen europäischen Wertpapieraufsichtsbehörde ESMA in Paris. Diese widmet sich jetzt auch verstärkt dem Thema Hochfrequenzhandel, also dem Kauf und Verkauf von tausenden von Wertpapieren im Millisekundentakt über vollautomatisierte Systeme und elektronische Handelsplattformen. Bisher haben die Befürworter dieser Form des Handels immer argumentiert, dass der Markt über den Hochfrequenzhandel zusätzliche Liquidität zur Verfügung gestellt bekommt. Aber darin liegt der Knackpunkt: Kritiker sehen hierin nur eine „Geisterliquidität“, die aus dem Orderbuch verschwindet, noch bevor eine Transaktion stattfinden kann. Die ESMA untersucht nun laufend, wie hoch der Anteil des Hochfrequenzhandels am gesamten Handelsvolumen ist und ob dem Markt tatsächlich ‚echte‘ Liquidität zur Verfügung gestellt wird. Zweimal pro Jahr wird sie dann über diese Ergebnisse berichten. Wir können also gespannt sein, zu welchem Ergebnis die ESMA kommt. In jedem Fall wird das Thema beobachtet und könnte zukünftig dann erneut auf die Tagesordnung der Kommission kommen.
Jella Benner-Heinacher