Werden Strafzinsen demnächst auch bei Privatkunden fällig?

Frage: Seit vielen Jahren bin ich Kunde bei einer deutschen Volksbank und habe dort mein Geld in verschiedenen Formen angelegt, in Fonds, als Tagesgeld, auf dem Sparkonto und auf dem Girokonto. Mit großem Schrecken habe ich nun gelesen, dass erste Banken von ihren Kunden Strafzinsen für hohe Beträge auf dem Girokonto verlangt. Ich würde gerne von Ihnen wissen, ob ich in Zukunft damit rechnen muss, dass auch meine Bank von mir Strafzinsen verlangen kann? Und was kann ich dagegen tun?

Helmut Z. aus Weimar

 

 

 

 

Antwort: Es gibt tatsächlich ein erstes deutsches Geldinstitut, das angekündigt hat, ab November auf Einlagen der Kunden ab einem Volumen von drei Millionen Euro Negativzinsen auf den übersteigenden Betrag erheben zu wollen. Doch Grund zur Panikmache ist das allein sicher nicht. Natürlich wird es auch in Deutschland mehr Banken geben, die eventuell Negativzinsen für hohe Bargeldbestände einführen, beziehungsweise diese Strafzinsen, die von der Europäischen Zentralbank EZB erhoben werden, an den Kunden weiterzugeben. Hintergrund ist die Entscheidung der EZB, von solchen Banken Strafzinsen zu verlangen, die Geld kurzfristig bei ihr parken. Ziel der Aktion ist es, den Banken starke Anreize zu bieten, das Geld weiterverleihen, um die Wirtschaft anzukurbeln.

 

Dennoch ist nicht damit zu rechnen, dass jetzt alle Geldhäuser dazu übergehen werden, den Sparern Negativzinsen aufzudrücken. Hierfür gibt es in Deutschland zu viel Wettbewerb und zudem steht es jedem Anleger frei, seine Bank entsprechend zu wechseln oder seine Bestände auf mehrere Banken zu verteilen. Es ist auch nicht damit zu rechnen, dass der „Normalkunde“ betroffen sein wird, aber Großeinlagen von Großkunden oder Firmenkunden könnten hier durchaus erfasst werden. Folglich besteht zunächst auch für Sparbuchanleger kein Anlass zum unverzüglichen Handeln oder zum Abheben des Sparvermögens zur Aufbewahrung unter dem Kopfkissen. Indirekt könnten allerdings Fondsanleger betroffen sein, wenn die Kundengelder der Investmentfondsgesellschaften, die nicht investiert sind, mit solchen Negativzinsen belegt werden und dies in der Folge die Rendite sinken lässt. 

Jella Benner-Heinacher