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Wie hoch ist der Gesamtschaden durch die Manipulation von Devisenkursen oder Referenzzinsen?
Frage: Ich verfolge sehr genau die aktuelle Berichterstattung zu den Skandalen bei einigen internationalen Großbanken. Banken wie Citigroup und UBS erhielten kürzlich hohe Strafen wegen der Manipulation von Devisenkursen oder von Referenzzinsen wie LIBOR. Wie ist es möglich, dass solche seriösen Institute über Jahre hinweg ein derartiges Fehlverhalten entwickeln konnten? Gab es denn keine Regeln innerhalb der betroffenen Banken oder entsprechende Kontrollen von Aufsichtsbehörden? Und ist eigentlich jemals ausgerechnet worden, wie hoch der Gesamtschaden für diese Banken im Vergleich zu den erzielten Gewinnen ist?
Rüdiger Sch. aus Mariental
Antwort: Nach den heute vorliegenden Informationen haben zahlreiche internationale Großbanken zwischen 2008 und 2013 sowohl Devisenkurse als auch den Referenzzins im internationalen Interbankengeschäft LIBOR (London Interbank Offered Rate) gezielt manipuliert. Das haben die Aufsichtsbehörden in deren Heimatländern USA, Großbritannien und Schweiz inzwischen ermittelt. In der Folge wurden erhebliche Strafen verhängt. Wegen der Devisenkursmanipulationen muss allein die Citigroup 810 Millionen Euro und die UBS insgesamt 640 Millionen Euro an Strafe zahlen. Dabei haben Aufsichtsbehörden wie die britische Finanzaufsicht FCA zahlreiche Aufsichts- und Kontrollmängel innerhalb der Institute festgestellt. Ganz offensichtlich konnten Devisenhändler in geheimer Absprache Devisenkurse gezielt zu Ihren Gunsten und zum Nachteil der Kunden durch abgestimmtes Verhalten manipulieren. Davon haben am Ende nicht nur die Banken über höhere Gewinne profitiert, sondern auch die Händler über höhere Erfolgsboni. Es wäre sicher interessant einmal zu berechnen, wie hoch der Gesamtnutzen und am Ende im Vergleich der Gesamtschaden für die jeweiligen Finanzinstitute war – bisher ist dies nach meiner Kenntnis aber noch nicht geschehen. Unabhängig vom materiellen Schaden steht aber fest, dass der Imageschaden der Banken insgesamt so beträchtlich ist, dass es noch Jahre dauern wird bis das Vertrauen der Kunden in das Bankgeschäft endlich wieder hergestellt ist.
Jella Benner-Heinacher