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DSW-Preis für gute Unternehmensführung 2020
Eigentlich verleiht die DSW ihren Preis für gute Unternehmensführung traditionsgemäß im November. Der ehemalige SAP-Finanzvorstand und heutige Aufsichtsratsvorsitzende von RWE und ProSiebenSat.1 Media, Werner Brandt, hätte also bereits seit mehr als einem halben Jahr zu der Phalanx von Preisträgern gehören sollen, deren Liste sich wie ein who-is-who der deutschen Wirtschaft liest. Doch aufgrund der Corona-Pandemie und den damit verbundenen Beschränkungen war die Schutzvereinigung gezwungen, die mittlerweile elfte Verleihung des Preises auf den Juni 2021 zu verschieben. „Unabhängig vom Verleihungsdatum sind wir als DSW stolz, dass wir trotz aller Widrigkeiten ein derart hochkarätiges Publikum begrüßen dürfen“, sagte DSW-Präsident Ulrich Hocker in seiner Begrüßungsansprache.
Mit dem Preis für gute Unternehmensführung ehrt die DSW Persönlichkeiten aus Wirtschaft und Wissenschaft, die auf den Feldern Innovation, Werterhaltung und Wertschaffung Besonderes geleistet haben – Personen also, die sich aktiv für die Wertschätzung des Privateigentums eingesetzt haben und nach wie vor einsetzen. Und damit für einen Wert, dem auch die DSW seit ihrer Gründung im Jahr 1947 verpflichtet ist. „Dass Sie, Herr Dr. Brandt, auf diesem Gebiet Preiswürdiges geleistet haben, steht für uns außer Frage. Ihr Lebenslauf liest sich nicht nur beeindruckend, sondern legt auch Zeugnis darüber ab, dass Sie von den wichtigsten Aspekten, wenn es um erfolgreiches Wirtschaften geht, mehr verstehen als die meisten: Finanzen und Personal“, richtete sich Hocker direkt an den Preisträger.
Doch neben dem Preisträger gehört zu einer solchen Festveranstaltung natürlich auch ein angemessener Laudator. „Wir sind sehr glücklich, dass Herr Dr. Hagemann Snabe bereit war, diesen Part zu übernehmen. Als ehemaliger Vorstandssprecher und ehemaliges Mitglied des Aufsichtsrats von SAP sowie aktueller Aufsichtsratschef der Siemens AG und des Verwaltungsrats der A.P. Møller–Mærsk, gehört Herr Dr. Snabe zu den profiliertesten und erfahrensten Wirtschaftsvertretern in Europa“, so der DSW-Präsident.
In seiner Laudatio hob Snabe, der den Preisträger sowohl aus seiner Zeit bei SAP als auch aus dem Siemens-Aufsichtsrat sehr gut kennt, insbesondere den Mut von Brandt hervor, sich immer wieder Veränderungen und neuen Herausforderungen zu stellen und erfolgreich zu bewältigen. So erinnerte Snabe daran, dass Brandt nach seinem Wechsel von der Medizintechnik bei FMC zur Softwarebranche bei SAP dort nach dem Platzen der Dotcom-Blase viele Jahre ein stürmisches Wachstum mit vier großen Akquisitionen und dem Umstieg vom Lizenz- zum Cloudgeschäft finanziell absichern musste. Brandt, der bei SAP auch Personalvorstand war, habe das Vertrauen der Stakeholder dabei mit „Ehrlichkeit und Transparenz“ gewonnen und so erst die Voraussetzung für Veränderungen geschaffen.
Wie wichtig Brandt Themen wie Rechnungslegung und Corporate Governance sind und wie gefragt er hier als Experte ist, zeigt schon ein Blick auf seine Aktivitäten in diesem Bereich: Bis Ende 2020 war er Trustee der IFRS Foundation und seit Jahresbeginn ist er Mitglied der Regierungskommission Corporate Governance. Wenig überraschend legte Brandt daher auch in seiner Dankesrede zum DSW-Preis den Schwerpunkt auf dieses Thema. Klare Worte fand der ehemalige Finanzvorstand dabei für den Fall Wirecard, den er als „Lehrstück für kollektives Versagen“ bezeichnete. Alle fünf Ebenen – Vorstand, Aufsichtsrat, Wirtschaftsprüfer, Aufsicht und der Markt – seien ihren Aufgaben nicht gerecht geworden. Gleiches gelte für die Reaktion des Gesetzgebers, der nach Brandts Überzeugung mit dem Gesetz zur Stärkung der Finanzmarktintegrität (FISG), eine Chance vertan habe. So hält er die fehlende Verpflichtung der Unternehmen zur Einrichtung eines Compliance-Management-Systems für „grob fahrlässig“. Kein Verständnis hat der Bilanzfachmann zudem für die Abschaffung des zweistufigen Enforcements der Bilanzprüfung, die er als „schlicht falsch“ bezeichnet. Es könne „fatale Folgen“ haben, wenn etwa unterschiedliche wirtschaftliche Einschätzungen – zum Beispiel zur Frage des richtigen Zeitpunkts für eine außerplanmäßige Wertberichtigung – in der Öffentlichkeit wie Betrugsfälle behandelt würden. Dies könne erhebliche Reaktionen am Kapitalmarkt auslösen und im Handumdrehen sehr viel Wert vernichten, schrieb Brandt der Politik ins Stammbuch.
Eröffnungsrede von DSW-Präsident Ulrich Hocker