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DSW-Preis für gute Unternehmensführung 2022
Am 26.9.2022 war es wieder so weit: Bereits zum 13. Mal verlieh die Deutsche Schutzvereinigung für Wertpapierbesitz ihren Preis für gute Unternehmensführung
In diesem Jahr wurde der Preis im Düsseldorfer Industrieclub vor einem hochrangigen Publikum an Joe Kaeser verliehen. Die Laudatio hielt sein langjähriger Weggefährte Dr. Werner Brandt. Er würdigte das gesamte Schaffenswerk von Joe Kaeser ebenso eindrucksvoll wie empathisch.
War und ist Joe Kaeser doch eine der prägendsten Persönlichkeiten, die sich nie gescheut hat, ihre Stimme zu erheben und auch der Politik auf die Finger zu schauen, wenn es um wichtige wirtschaftliche Weichenstellungen geht. Das zeichnet seit ihrer Gründung vor nunmehr 75 Jahren auch die DSW aus.
Ulrich Hocker, Präsident der DSW, ging in seiner Rede auf die Herausforderungen für die deutsche Wirtschaft, Politik und Gesellschaft ein. Neben den Themenstellungen rund um den Ukraine-Konflikt oder die ESG-Thematik beleuchtete er insbesondere die Tatsache, dass der deutsche Kapitalmarkt immer stärker in den politischen und gesellschaftlichen Fokus rückt. So sei es etwa fester politischer Wille, das Thema Aktie für noch mehr Bürger attraktiv zu machen und die Tore zu Bulle & Bär gerade für junge Unternehmen weiter zu öffnen.
Dieser so richtige Gedanke entspringe aus dem Kern der bürgerlichen Mitte in Deutschland. Denn es waren und sind ganz aktuell CDU/CSU und FDP, die längst erkannt haben, dass unser Rentensystem nur durch eine signifikante Einbindung des Aktienmarkts eine Zukunft hat. Vergessen wir nicht, Jahr für Jahr fließen rund hundert Milliarden Euro unserer Steuergelder in ein marodes System. Auch deshalb müsse der Kapitalmarkt hierzulande bewusst aktiviert und zu einem zentralen Element der Altersvorsorge gemacht werden.
Ohne Investoren geht es nicht
Laut Ulrich Hocker beobachten wir allerdings auch, dass in den vergangenen 15 bis 20 Jahren die Anlegerrechte peu à peu beschnitten wurden. Ein Blick auf das Beschlussmängelrecht oder auch die Regelung zum Delisting und zuletzt die Gesetzgebung zur virtuellen Hauptversammlung tragen alle die gleiche Handschrift: Anleger müssen sich mit weniger Rechten zufriedengeben. Sehr gern wird in der Diskussion über neue Regelungen ins Ausland geschaut, wo Kapitalerhöhungen einfacher durchführbar sind. Hauptversammlungen dauern in der Regel vielleicht gerade mal eine Stunde und ein Delisting ohne Übernahmeangebot ist auch möglich.
Der Blick über die Grenzen darf aber nicht auf einem Auge blind bleiben. Das führt zu einem enormen Ungleichgewicht im gesamten System. Denn eines ist in vielen Jurisdiktionen in Europa oder auch gerade in den USA gleich: Es mögen vielleicht die Anlegerrechte an der einen oder anderen Stelle etwas geringer ausgeprägt ausfallen. Dafür aber ist das Haftungsregime deutlich rigider und das Risiko ist für die Verwaltungsorgane ungleich höher, für ein Fehlverhalten persönlich geradestehen zu müssen oder gar strafrechtlich belangt zu werden. Dreht man an einer Schraube, sollte man immer das gesamte System, seine Balance, im Blick haben. Mit einem regulatorischen Ungleichgewicht erweist man Unternehmen wie Anlegern einen Bärendienst. Das Gesamtkonzept muss stimmen – und das für alle Akteure.
Deutschlands große Herausforderungen: Vorbild Kapitalmarkt
Große wirtschaftliche, politische und soziale Herausforderungen sind zu meistern. Das geht nur gemeinsam und durch das Ausverhandeln des besten Weges, den alle Beteiligten mitgehen können. Auch insofern ist der Kapitalmarkt für Ulrich Hocker mit allen seinen Stakeholdern, Mechanismen und Erfahrungen ein gutes Vorbild für die Zukunft. Das Gleiche gilt für Joe Kaeser, dessen beeindruckendes Lebenswerk Arthur Schopenhauer passgenau widerspiegelt: „Hindernisse überwinden ist der Vollgenuss des Daseins.“
Eröffnungsrede von DSW-Präsident Ulrich Hocker